„Über Klimaschutz sprechen, aber wie? Klimagesprächsimpulse für Klimaviertelstunden!“ – Bericht vom 3.Klimadidaktik-Workshop unter Leitung von Dr. Johanna Kranz

Der Klimarat des Studienseminars, 7 gewählte Kolleginnen und Kollegen aus dem gymnasialen Studienseminar, hatten zum 3.Klimadidaktik-Worskhop eingeladen, der wieder von Dr. Johanna Kranz vom Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen geleitet wurde. Erstmals tagte der Workshop an einer Ausbildungsschule, dem Georg Büchner Gymnasium Bad Vilbel. Die Nähe zur Schule führte dazu, dass auch Kolleginnen und Kollegen der Ausbildungsschulen überaus zahlreich am Workshop teilgenommen haben.

„Deutschland, lass uns reden: über Klima“! Das Motto aus der Arbeit des „Bürgerrats Klima“ leuchtete vor Beginn auf der Leinwand:

Unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten a.D. Horst Köhler (CDU) hatte der Bürgerrat Klima im Jahr 2021 80 Empfehlungen an die Bundesregierung formuliert, und in einer Evaluation festgestellt, dass die Forderung nach mehr Klimaschutz mehrheitsfähig ist (hier kommen Sie zur Auswertung). Bürgerräte gelten übrigens

„als zeitgemäße Ergänzung der repräsentativen Demokratie. In ihnen erarbeitet eine heterogen zusammengesetzte Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam Lösungen für politische Probleme. (…) Bürgerräten wird großes Potenzial zugeschrieben, den Diskurs rund um komplexe gesellschaftliche Herausforderungen – etwa bei Fragen des Klimaschutzes, der Energieversorgung oder der Mobilität – inhaltlich zu bereichern und insbesondere bei unterschiedlichen Ausgangspositionen zu einer Verständigung beizutragen. Zugleich fördern sie ein aktives Verständnis von Bürgerschaft und schaffen demokratische Selbstwirksamkeitserfahrungen für die Beteiligten“ (https://www.rifs-potsdam.de/de/ergebnisse/dossiers/buergerraete ).

Der 3.Klimadidaktik-Workshop wurde am 13.11.2024 von Achim Schröder, dem Leiter des Studienseminars, anmoderiert:

„Vielen Dank dass Sie sich die Zeit genommen haben, um heute in einer Art Laborarbeit, Klimagesprächsimpulse zu erproben. Wenn Sie das heute tun, engagieren Sie sich auch für den Schutz unserer liberalen Demokratie. Jonas Schaible schreibt in seiner bemerkenswerten Studie „Demokratie im Feuer“, dass die Klimakrise alle bekannten Faktoren verschärft, die Demokratien destabilisieren: Die Klimakrise führt zu Extremwetterereignissen und Wohlstandsverlusten. Sie verstärkt das Unsicherheitsgefühl. Sie treibt Preissteigerungen an. Sie vergrößert die soziale Ungleichheit, befördert Abstiegsängste und Freiheitseinschränkungen. Alle diese Faktoren bestärken populistische und demokratiefeindliche Einstellungen in der Gesellschaft. Wenn wir unsere liberalen Demokratien gegen Populismus, Verschwörungserzählungen und Extremismus verteidigen wollen, müssen wir Lehrkräfte dazu befähigen, über den Zusammenhang von Demokratieschutz und Klimaschutz in der Schule sprechen zu können. Mit dem Ziel, demokratische und klimaschutzaffine Haltungen und Handlungen gezielt zu fördern. Danke, dass Sie sich heute in diesem wichtigen Handlungsfeld der Demokratiebildung professionalisieren wollen.“

Wie kann es gelingen, mit Schülerinnen und Schülern wirksame Klimagespräche zu führen?

In Übung 1 wurde ein erster Klimagesprächsimpuls erprobt: „Erzählen Sie sich positive Klimageschichten, Erfolgsgeschichten oder Visionen. Sie können sich an diesen Vorlagen orientieren:

In Erprobung und Auswertung zeigte sich, dass es nicht leichtfällt, zum Thema Klimaerhitzung positive Geschichte zu finden. Einige aber fanden sich schon, die erzählt werden konnten. Zum Beispiel die Erfolgsgeschichte der Mobilitätswende, dass ein kleines E-Auto in Anschaffung + Haltung (bei geleasten Modellen) schon heute deutlich günstiger sein kann als der Kauf und Unterhalt eines Verbrenners. Vor allem dann, wenn man es kostengünstig laden kann. Aber auch, wenn es nicht leichtfällt, müssen wir auf die Suche nach Geschichten gehen, die eine co2-neurale Zukunft als wünschenswert erfahrbar machen. Denn „to be against“ reicht nicht, wie wir an der Niederlage von Kamara Harris gegen Donald Trump gesehen haben. Die Nachhaltigkeitsdebatte leidet an einer Fantasiearmut: „Wir sollten etwas haben, um die neue Gesellschaft (…) zu benennen“, schreibt Kohei Saito. Wir brauchen eine konkrete Vorstellung davon, wie ein gutes Leben in einer klimaneutralen Gesellschaft aussehen könnte.

In Übung 2 erprobten die Teilnehmenden einen Klimagesprächsimpuls, um mit Jugendlichen darüber zu sprechen, warum so viele junge Menschen mit der AFD eine Partei wählen, die keinen Klimaschutz will.

Der Gewinn dieses Klimagesprächsimpulses kann sein, das Zuhören zu lernen und zu verstehen, worüber genau wir mit den Schülerinnen und Schülern in weiteren Gesprächen reden müssen. Denn es wird sich in den Gesprächen zeigen, dass sich Jugendliche durch die Forderung der Erwachsenenwelt, Klimaschutz voranzubringen, überfordert und frustriert zeigen. Schließlich sind es nicht die Kinder gewesen, die bereits so viele CO2-Emissionen in die Atmosphäre gebracht haben, dass die Erde 2024 bereits für ein Jahr die 1,5 Grad-Erhitzungsgrenze erreich hat (da die Erderhitzung in 30-Jahres-Klimaepochen gemessen wird, ist die Grenze wahrscheinlich noch nicht wirklich erreicht). Die Reflexion der Erfahrungen endete mit dem Hinweis, dass wir über Politik und Wahlen sprechen MÜSSEN, wenn wir zu demokratischen Mehrheiten für mehr Klimaschutz kommen wollen. Letztlich profitieren alle Parteien von solchen Gesprächen, die schlüssige Konzepte für die Einhaltung der des Pariser Klimaabkommens vorliegen können. Und Jugendliche sind durchaus motivierbar, politisch zu denken. Besonders dann, so zeigt die Sinus-Studie, wenn soziale Ungerechtigkeiten und akute Krisen betrachtet werden.

In Übung 3 ging es unter Anleitung von Frau H., einer LiV aus dem Klimarat, um den Klimagesprächsimpuls, wie wir mit positiven Visionen Verzögerungsdiskursen begegnen können. Die Teilnehmenden simulieren ein Gespräch über eine Klimaschutzvision in einem Rollenspiel. Rolle A trug die Vision vor. Rolle B reagierte mit einem der klassischen Verzögerungsdiskurse. Rolle C blieb in einer beobachtenden Haltung und berichtete anschließend über das Gehörte.

Achim Schröder motivierte zum Nachmachen in der Schule: „Machen Sie genau diese Übung auch in Ihrer Lerngruppe! Lassen Sie sich nicht entmutigen und von Verzögerungsdiskursen verunsichern. Sprechen Sie mit Kindern und Jugendlichen über sinnvolle Klimaschutzprojekte, für die es sich zu engagieren lohnt. Wenn Sie Klimagespräche mit positiven Klimaschutzvisionen beginnen, dann sind Sie in der aktiven Position. Und steigen Sie aus jedem Gespräch durch die Wiederholung Ihrer positiven Klimaschutzvision aus. So bleibt diese in Erinnerung und nicht der Verzögerungsdiskurs!“

Achim Schröder wies auf die Verfassungsviertelstunde hin, die im benachbarten Bundesland Bayern eingeführt worden ist.

„Wir können uns vornehmen, mit einer unserer Lerngruppen eine Viertelstunde pro Woche über die Klimaerhitzung und über Klimaschutz zu sprechen. Wenn wir die 44 Unterrichtswochen zusammenzählen, kommt eine Menge Gesprächs- und Lernzeit zusammen. Und die Klimaviertelstunde kann dann zum Kristallisationspunkt für die Vertiefung von Fragestellungen im Fachunterricht werden. Wir können immer auch unsere Kolleginnen und Kollegen mit sozial- und naturwissenschaftlichen Fächern bitten, mal eine Stunde zu einer bestimmten Sachfrage zu halten. So viel Zeit für einen Exkurs aus dem traditionellen Fachcurriculum findet sich immer.“

Nach einer Pause, in der Hugh von food that’s left gerettete Lebensmittel servierte,

übernahm Johanna Kranz die Weiterarbeit an konkreten Übungen mit Klimaschutzimpulsen. „In TicToc werden jungen Menschen politisch sozialisiert. Hier treffen Sie auf Klimawandelleugnung. Deshalb sollten wir über Social Media und Klimawandel sprechen!

Die Teilnehmenden machten zwei Übungen zum Zusammenhang von sozial media und Klimaschutz und lernen so weitere Klimagesprächsimpulse für Klimaviertelstunden kennen:

und

Johanna Kranz empfiehlt, mit Schülerinnen und Schüler auf genau diese Weise induktiv zunächst auf Beobachtungsreise zu gehen, um die Gespräche über das Gesehene dann wissenschaftsfundiert mit analytischen Hinweisen vertieft zu betrachten:

In einer letzten Übung machten sich die Teilnehmenden an die anspruchsvollste „Laborarbeit“. Es wurden Klimamythen gesammelt und auf ihren populistischen Charakter hin analysiert.

Auch das kann mit Schülerinnen und Schülern genau so in Klimagesprächen getan werden: „Fragen Sie Ihre Lerngruppen, welche Klimamythen sie kennen, lassen sie welche recherchieren und ordnen Sie diese konsequent als populistisch und unwissenschaftlich ein! Denn Schülerinnen und Schüler wissen im Prinzip, dass es in der Schule wissenschaftlich zugeht!“

Johanna Kranz hat mit ihrem Ansatz Recht, denn in der Schule diskutieren wir ja auch nicht, ob die Erde eine Scheibe ist! Allerdings blieb die Frage offen, wie wir Lehrkräfte in der Weiterarbeit dann den Inhalt der Klimamythen widerlegen können. Dieser Frage wird sich der 4. Klimadidaktik-Workshop zuwenden, der im Mai 2025 an einer anderen Ausbildungsschule stattfinden wird.

Es wird dann zudem auch um die folgenden Fragen gehen:

Auch um die im Planum abschließend geäußerte Frage „Wie viel Sachkompetenz brauchen wir eigentlich, um Klimagespräche sinnvoll moderieren zu können?“ wird es im 4. Klimadidaktik-Workshop gehen.

Aus Zeitgründen konnte es hierzu keinen klärenden Austausch mehr geben. Vorab einige Anmerkungen: Die nun vorliegenden Klimagesprächsimpulse sind so gestaltet, dass sie auch ohne eine umfangreiche Sachanalysen und ohne hohe Klimaexpertise wirksame Klimagespräche ermöglichen können. Denn in den Gesprächen können Emotionen, offene Fragen und Fehlvorstellen zunächst einmal transparent gemacht werden. Es ist viel erreicht, wenn wir wissen, worüber wir weiter sprechen müssen. Und wenn wir Fehlvorstellungen dann widerlegen wollen, können wir die vielen schon vorliegenden Fachveröffentlichungen nutzen:

Die vorliegenden Klimagesprächsimpulse sollen ermutigen, die notwendigen Gespräche auf der Suche nach wirksamen und gerechten Lösungen der Klimaschutzproblematik schnell zu beginnen. Betrachten wir unsere Schülerinnen und Schüler als vernunftbegabte und an Wissenschaft interessierte junge Menschen! Unterstellen wir ihnen nicht, an Klimamythen glauben und von diesen nicht ablassen zu wollen. Dann nämlich stellt sich die Frage nach dem Widerlegen von Klimamythen erst im 2. Schritt. In der Vertiefenden Weiterarbeit, die durchaus an qualifizierte Fachkolleginnen und –kollegen delegiert werden kann.

In der Taskcard von Johanna Kranz finden sich übrigens viele Hinweise auf einen zielführenden und ganz leicht zu realisierenden Umgang mit Klimamythen!

Wer Mut zur Erprobung der Gesprächsimpulse hat, wird feststellen, dass durch das Zuhören, den Verzicht auf Belehrung und durch die Suche nach Gemeinsamkeiten und nach offenen Fragen zu guten Ergebnisse führt. Lehrkräfte müssen nicht Klima- und Nachhaltigkeitswissenschaft studieren, um Klimagespräche moderieren zu können.

Achim Schröder beendete den Tag mit dem Appell, schnell in die Erprobung an den Schulen zu gehen: „Erproben Sie die Klimagesprächsimpulse weiter“. Nehmen Sie sich vor, mindestens ein 15-Minuten-Gespräch pro Woche mit einer Ihrer Lerngruppe zu führen. Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen über Ihre Erfahrungen.“

Danke, dass wir am Georg-Büchner-Gymnasium sein dürfen. Danke an die Schulleitung, an über 60 Teilnehmende, Danke an Hugh Anderson von food that’s left für die Bewirtung, und vor allem Danke an Johanna Kranz!

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Resilienz gegen Klimaangst stärken und Verzögerungsdiskurse erkennen

Zwei Schwerpunkte für die schulische Bildungsarbeit zur Thematik „Menschheitsaufgabe Klimaschutz“ ergeben sich aus dem erkenntnisreichen Vortrag, den Dr. Clara Kühner am 2. Tag der Dienstantrittsveranstaltung gehalten hat:

Dr. Kühner empfiehlt, mit Schülerinnen und Schülern

Klima-Emotionen zu besprechen , um die Resilienz gegen Klimaangst zu stärken

und

Verzögerungsdiskurse kritisch zu analysieren, um zu lernen, ihnen wissenschaftsfundiert widersprechen zu können.

Eine große Mehrheit ist angesichts der Klimaerhitzung sehr besorgt. Zwar unterscheiden sich die Zahlen je nach Land, aber trotz alles Unterschiedlichkeit zeigt die Psychologin Clara Kühner von der Universität Leipzig, dass die Sorge weltweit groß ist.

Auch in den deutschen Klassenzimmern machen sich Kinder und Jugendliche Sorgen über ihre Zukunft und zweifeln daran, ob Erwachsene sich ernsthaft bemühen, die Klimaerhitzung so wie im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 vereinbart auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen.

Die Sorge löst Emotionen aus: Neben der Angst sind dies Trauer und Wut angesichts des beginnenden Artensterbens sowie Schuld und Scham angesichts der eigenen Verstrickung in die fossile Konsum- und Lebenswelt. „Angst kann uns lähmen, aber auch zum Handeln auffordern. Sie muss jedoch gesteuert werden können, denn wenn wir Ängste nicht kontrollieren, erstarren wir“. Grundsätzlich sind unsere Klimagefühle aber „Superkräfte“:

Für Dr. Kühner sind diese Emotionen also eine Ressource, die in der Klimadidaktik genutzt werden kann, denn die Menschheit hat im Laufe der Evolution durch Emotionen gelernt, Gefahren zu erkennen und Probleme zu lösen. Sie sind deshalb ernst zu nehmen und können durchaus in sicheren Gesprächsräumen z.B. mit Lehrkräften, denen Schülerinnen und Schüler vertrauen, besprochen werden. Ziel von Klimagesprächen über Klimaemotionen kann es sein, „Gefühle konkret zu benennen“, denn das ist besser und wirksamer als wenn „die Emotionen diffus bleiben“.

Über Gefühle sprechen ist wichtig, Lehrkräfte sollten über berechtigte Klimaemotionen informieren, zuhören, das konkrete Benennen unterstützen und Handlungswissen an die Hand geben.

Letztlich gehe es im Umgang mit Klimaemotionen, die zunehmend wissenschaftlich erforscht werden, darum, die Resilienz der Jugendlichen zu stärken: „Die jungen Menschen müssen Bescheid wissen“, Bescheid darüber, wie es um das Klima steht und darüber, dass Angst, Wut und Scham berechtigte Emotionen sind.

Gefühle können also klimaschützendes Verhalten fördern. Aber warum handeln viele Menschen nicht?

Die bekannte IPCC-Grafik über die möglichen Erhitzungspfade verdeutlicht, wie groß die Kluft zwischen Wissen und Handeln noch ist: Der rote Pfeil zeigt den Abstand klar und deutlich.

Kühner deutet die Kluft psychologisch: Grund dafür, dass das Handeln nicht dem Wissen folgt, ist die große Distanz der Menschen zur Klimakrise!

Klar sei, dass sowohl individual sphere actions als auch public sphere actions notwendig seien. Leider aber schieben sich „Individuen und die Politik die Verantwortung hin und her“.

Kühner empfiehlt die Arbeit mit dem Konzept des Handabdrucks um die Distanz zur Klimakrise zu verringern und um die Selbstwirksamkeitsüberzeugung und damit die Motivation der Kinder zu stärken.

Mit Engagement zur Vergrößerung des eigenen Co2-Handabdrucks kann es uns gelingen, die Strategien der Dissonanz-Reduzierung außer Kraft zu setzen, die auf uns alle wirken, denn es ist für uns nur schwer auszuhalten, wenn wir wissen, dass wir uns mit unserem Verhalten in der fossilen Industriegesellschaft tagtäglich mit allen Alltagshandlungen selbst bedrohen. Um das unangenehme Gefühl angesichts dieses dissonanten Tatbestandes zu reduzieren können wir entweder unser Verhalten oder unser Denken über die Klimaerhitzung verändern:

Verzögerungsdiskurse sind eine besondere Form der Dissonanzreduzierung durch die Änderung der „Kognitionen zum Thema Klima“:

In der Schule könne durchaus in Klimagesprächen über diese Strategie der Dissonanz-Reduzierung gesprochen werden. Denn es steht ja im Alltag stets die Frage im Raum, welche Gedanken es uns ermöglichen, trotz unseres Wissens nicht co2-neutral zu leben. Wir alle tragen Verzögerungsdiskurs mit uns herum, die dann in der politischen Öffentlichkeit verstärkt werden.

Die Folien können Sie her downloaden:

Cool sind eine ganze Reihe von Entwicklungen, zeigt sich im abschließenden Gespräch mit Dr.Kühner: Städte wie Paris und Kopenhagen sind Beispiele für lebenswerte gewordene, moderne und „coole“ Städte. Und auch das E-Auto und andere Formen der E-Mobilität sind eigentlich „coole“ Dinge, für die wir junge Menschen begeistern sollten und auch begeistern können, denn sie haben eine ganze Reihe an unübersehbaren Vorteilen: sie riechen nicht schlecht, müssen nicht an Tankstellen betankt werden, die Energie kann man selbst erzeugen und schneller beschleunigen E-Autos und E-Bikes auch noch als die herkömmlichen Fahrzeuge und Fahrräder!

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Save the date: 3. Klimadidaktik-Workhop 13. November, 14 Uhr, Ort: Georg Büchner Gymnasium Bad Vilbel

Wir freuen uns, Sie beim 3. Klimadidaktik-Workshop unter Leitung von Dr. Johanna Kranz begrüßen zu dürfen. Im Zentrum des Workshops wird die Frage stehen, wie in Klimalehrgesprächen mit Schülerinnen und Schülern public sphere actions für schnell wirksamen und gerechten Klimaschutz identifiziert und ggf. auch geplant werden können. Wir arbeiten von nun an mit unseren Ausbildungsschulen zusammen und führen den Workshop am Georg-Büchner-Gymnasium Bad Vilbel durch:

Hier finden Sie den Flyer zum Ausdrucken: https://sts-gym-badvilbel.bildung.hessen.de/ausbildungsschulen/klimaworkshop_flyer.pdf

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Save the date: am 4. November, 9 Uhr, begrüßen wir online Dr. Clara Kühner (Universität Leipzig) als Klimareferentin

Es ist uns gelungen, mit Clara Kühner eine Expertin und erfahrene Referentin in Fragen der Klimapsychologie zu gewinnen.

Clara Kühner hält seit 2021 Vorträge und Workshops zu Themen aus dem Bereich Klimapsychologie an verschiedenen Bildungseinrichtungen. Zwischen September 2022 und Juni 2023 arbeitete Sie als Evaluation Coordinator am Munich Science Communication Lab der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit Juli 2023 ist sie Post-Doc an der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Leipzig mit Schwerpunkten in den Bereichen Klima- und Umweltschutz im Kontext von Arbeit, Gesundheit am Arbeitsplatz und Erholung.

Wir freuen uns sehr über ihren Input zur Frage „Klimaangst im Klassenzimmer – zum Umgang mit klimapsychologischen Phänomenen“.

Der Input wird ein wichtiger Bestandteil der drei Dienstantrittstage sein. Ab dem 1. November arbeiten sich die 50 zum 1.November 2024 neu eingestellten Referendarinnen und Referendare in die Frage ein, wie lernwirksame Unterrichtsgespräche geplant, durchgeführt und reflektiert werden können. Da alle unterschiedliche Fächer haben, liegt es nahe, sich mit der „Sache“ Klimaschutz zu befassen, für die wir alle Verantwortung tragen und zu der alle in etwa ähnliches Vorwissen mitbringen. Wir stellen Klimaschutz auch deshalb ins Zentrum der drei Dienstantrittstage, weil wir wissen:

Die Klimakrise verschärft alle bekannten Risikofaktoren für die Schwächung oder gar den Zusammenbruch einer Demokratie. Unsere Demokratie wird sich nur erhalten lassen, wenn es gelingt, schnell wirksame und sozial gerechte Klimaschutzmaßnahmen politisch zu etablieren. Die populistische und Rechtsextreme Aneignung der Klimakrise versucht aus der Klimakrise politisch Kapital zu schlagen und Verunsicherungen zu verbreiten. Ihr Ziel ist die Zerstörung unserer liberalen Demokratie. Dabei ist klar: das 1,5-2-Grad-Grenze ist unumstritten. Nur der Weg dahin kann debattiert werden. Es gibt eine klare Mehrheit für Klimaschutz (siehe Mitte-Studie-2023) und es gibt Lösungen, die schnell genutzt werden müssen. Unser Jahrzehnt, der Zeitraum 2024-2030 wird darüber entscheiden, in welcher Welt unserer Schülerinnen und Schüler leben werden.

Clara Kühner wird den Workshop online moderieren. Eine Zuschaltung wird über den BBB-Raum der Homepage des Studienseminars für alle Interessierte möglich sein.

Hier ein Einblick in ihre Vortragstätigkeit:

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Experten-Vortrag von Jonathan Grothaus am 2.Mai 2024: „Die 1,5 bis 2 Grad Begrenzung ist unstrittig, nur der Weg dahin ist verhandelbar“

„Die 1,5 bis 2 Grad Begrenzung der Klimaerhitzung ist nicht strittig, nur der Weg dorthin!“

Am 2. Mai 2024 begrüßten wir den Physikdidaktiker Jonathan Grothaus zum Expertenvortrag im Rahmen der Dienstantrittsveranstaltung der neuen Referendarinnen und Referendare.

Aus der Vorarbeit an Tag 1 zur Vorbereitung auf die Moderation eines kurzen Klassengesprächs über Klimaschutz, das am Nachmittag von Tag 2 moderiert werden sollte, standen die folgenden Fragen im Raum:

  • Welche Rolle sollten private sphere actions spielen, wenn man mit Jugendlichen über Klimaschutz spricht?
  • Sollten man damit anfangen oder doch besser über die viel wirksameren public sphere actions sprechen?
  • Wie kann ich Kinder motivieren, die vielleicht wenig Zeit finden, zusätzlich zum Schulalltag auch noch über Klimaschutz bzw. über den Schutz Ihres Lebens in Freiheit vor dem katastrophalen Folgen der Klimaerhitzung nachzudenken?
  • Soll es jetzt auch nur noch um Wirksamkeit gehen, um Effizienz (wenn nur die großen Emissionsquellen thematisiert werden sollen)? Es müsste doch auch um Haltungen und Normen gehen, oder?  
  • Und darf ich Kinder überhaupt zu Engagement und zum Demonstrieren motivieren? Ist das nicht Überwältigung? Dann wäre doch der Beutelsbacher Konsens verletzt!?

Teacher Guessing: Grothaus begann mit einer Übung, die er teacher guessing nennt und fragte:

Einiges wurde richtig, anders falsch eingeschätzt. Nein, Jonathan Grothaus hat keinen Hund und ist von Zeit zu Zeit auch Fleisch. Seine Lieblingsfarbe ist aber grün.

„Warum teacher guessing? Ich will transparent machen, aus welcher Perspektive ich spreche. Bildung kann nicht nicht politisch sein, Unterricht kann nicht nicht politisch sein, Wissenschaft kann nicht nicht politisch sein. Wir kommen ehrlicher ins Gespräch, wenn Sie wissen, von welcher Position aus ich denke und spreche.“ Zur Zeit arbeitet er an einem Promotionsvorhaben zur Frage, „wie so unterrichtet werden kann, dass in der Klimabildung das Knowledge-Handlungs-Gap überwunden werden kann.“

Im Schülerlabor arbeitet er regelmäßig mit Schülerinnen und Schülern zu Klimafragen und in Erwachsenenseminaren zur Frage „Wie zur Klimakrise lehren?“

Es zeigt sich, dass sich viele zutrauen, individuellen Klimaschutz zu betreiben, viel weniger aber trauen sich kollektives Handeln für Klimaschutzpolitik zu.

Grothaus beendet die Übung mit den Worten: „Sie sehen hier deutlich, dass in Sachen Klimabildung noch viel getan werden muss!“.  

In seinem Schülerlabor    Labs4Future    , das er bereits mit 800 Schülerinnen und Schülern durchgeführt und beforscht hat, sieht sein Versuch, mit Klimabildung ein Verständnis für Klimastrukturreformen zu vermitteln, wie folgt aus: Ausgehend von einem Extremwetterereignis setzen sich die Lernenden im Rahmen eines Mystery-Quiz mit der Frage auseinander, wie in Zukunft verhindert werden kann, dass es immer Klimatote durch Klimaerhitzung geben wird. Dabei stehen Handlungen für eine klimastabile und unsere Freiheit und unseren Wohlstand sichernde Zukunft im Zentrum von Tag 2:

Durch sogenannte „Klimataler“ macht Grothaus anschaulich, wie individueller Waren-, Energie- und Mobilitätskonsum und gesellschaftliche Strukturen zusammenhängen.

Er geht bei der Berechnung der Klimawährung „Klimataler“ davon aus, dass im Jahr 2030 alle Deutschen für das Erreichen des Klimaziels für das Jahr 2039 100 Taler pro Tag erreichen müssen! Ein Treibhaustaler entspricht 94g CO2-Emissionen. Durch Umrechnung kommt man z.B. darauf, dass der Besitz eines Autos, das vor der Tür steht, 22 der 100 Treibhaustaler benötigt. Ein Flug / Jahr in USA = 100 THT, d.h. das komplette Budget. Fliegt man allerdings nur 1x alle 5 Jahre, dann sind es nur 20 THT/Tag und es ist Platz für anderes.

Die Schülerinnen und Schüler lernen im      Lab4Future      , dass es individuelle Verhaltensänderung braucht, dass es aber ohne politisch eingeforderte und gestaltete Strukturveränderungen nicht geht. Denn man sieht an den Klimatalern, dass man beim Fortbestand der aktuellen heutigen Produktionsstrukturen von Energie und Mobilität selbst bei ganz klimaschonendem individuellem Verhalten deutlich über die 100 Treibhaustaler kommt.

Es braucht also Strukturreformen. Wie aber verändert sich Gesellschaft?

Grothaus verweist darauf, dass beforscht wird, wie sich Gesellschaft fortwährend verändert. Was weiß man aus der Forschung über Transformationsprozesse?

Es gibt externe Kontexte, die einen Veränderungsdruck auslösen. Photovoltaik wird günstiger und effizienter, und das in einer exponentiellen Weise.

Die gesetzliche Regelung ändert sich und man kann so z.B. ohne bürokratische Hürden selbst Strom aus Sonnenenergie erzeugen. Darüber hinaus werden gesetzliche Regelungen so verändert, dass die Produktion von Sonnen- und Windenergie in der notwendigen Menge durch Großanlagen möglich wird. Das wurde viel Jahre lang politisch nicht gewollt und nicht gesteuert.

Und so kommt es, dass Menschen damit beginnen, ihren Stromkonsum umzugestalten.  Der relevante Effekte der Balkonphotovoltaik wird für Grothaus nicht die Menge des Stroms, sondern schon das politische Umdenken im Sinne der erneuerbaren Elektrifizierung unserer Gesellschaft, wenn man sich überlegt: Wann schalte ich die Waschmaschine an?

Wie kommt die politische Unterstützung zustande, die es für Strukturreformen braucht?

Grothaus fokussiert drei Formen des Handelns: „ ‚individuelles Handeln‘ – ‚Akzeptanz von politischen Maßnahmen als Haltung‘ – ‚gesellschaftliche Partizipation*‘“.

* Auch mit Nachbarn, Freunden oder in der Familie über die Akzeptanz von Maßnahmen sprechen gehört für Grothaus zur gesellschaftlichen Partizipation!

Grothaus unterstreicht: „Jede Handlung ist wichtig. Aber am wirksamsten ist „strategisch-politisches Handeln“.

Kollektives Handeln muss trainiert werden.

Deshalb leitet Grothaus eine dritte Übung an. Die Teilnehmenden versuchen in Partnerarbeit ihren Sitznachbarn oder ihre Sitznachbarin von einer Strukturveränderung im Heimatort zu überzeugen:

Die Veränderungen sollen möglichst alle für das Erreichen des Pariser Klimaschutzabkommens relevanten Bereiche abdecken:

Die Übung kürzt Grothaus ab. Im     Lab4Future    würde noch folgen, davon zu berichten, welche Idee als am wirksamsten eingeschätzt wird:

War lernen Schülerinnen und Schüler durch die Übung?

Zunächst einmal, dass Fußabdruck und Handabdruck wichtig sind:

Und dass man für einen hohen Handabdruck üben muss, für die Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen zu werben, zu überzeugen:

Denn es wirken in Gesprächen über Klimaschutz immer wieder typische Klimaschutzbrems-Argumente. Es ist sinnvoll, zu trainieren, wie man auf diese gut reagiere kann, z.B. wie man auf den technologischen Optimismus reagiert, der immer wieder bemüht wird, aber übersieht, dass wir keine Zeit mehr haben, auf neue Erfindungen zu warten. Klimaschutz muss schnell erfolgen:

Mit den Übungen wird nachvollziehbar, wie Grothaus sich vorstellt, durch Klimabildung die Kluft zwischen Wissen und Handeln zu schließen:

Es sind eine Vielzahl von Faktoren, die Handeln auslösen können, es braucht Betroffenheit, Problembewusstsein, Einstellungen, Gerechtigkeitsempfinden usw.

Alle, die sich für die Treibhaustaler interessieren, können diese in einer PPT downloaden oder für ihre Schulen in Karton gestanzt für 12 Euro bestellen (das Studienseminar wird einige Taler-Sets besorgen).

Dazu stellt Grothaus mit seinem Team gerade Unterrichtsmaterialien für viele Unterrichtsfächer zusammen:

Im abschließenden Austausch klären sich eine Reihe der Fragen, die zu Beginn noch unbeantwortet im Raum standen:

Grothaus würde Gespräche über Klimaschutz nicht mit den individuellen Klimaschutzmaßnahmen beginnen, sondern mit dem public sphere actions.

Motiviert seien die Kindern in den Lap4Future Veranstaltungen allemal. „Sie wollen dazu arbeiten und mit Erwachsenen darüber sprechen, was getan werden kann, ist meine Erfahrung!“

Und deutlich wird, dass der Beutelsbacher Konsens falsch ausgelegt werden kann. Denn er fordert keine Neutralität und keine falsche Kontroversität zu Dingen wie der Klimaerhitzung, die gar nicht mehr strittig sind. Kinder dürfen nicht gezwungen werden, sich zu engagieren. Aber es ist in ihrem Interesse, sich für Klimaschutz und ein Leben in Freiheit, geschützt vor den Folgen der Klimaerhitzung zu engagieren. Das ist durch den Beutelsbacher Konsens gedeckt und in ihm sogar explizit enthalten. Wer mehr wissen will, findet auf der Homepage des Studienseminars einen ausführlichen Text zu Klimabildung und Beutelsbacher Konsens.

Hier der Link zum Text: https://sts-gym-badvilbel.bildung.hessen.de/ausbildungsschulen/beutelsbacherkonsensklima.pdf

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Ausblick auf den Expertenvortrag am 2. Mai 2024: Johannes Grothaus (Universität Würzburg)

Wir freuen uns, um 2. Mai mit Johannes Grothaus einen engagierten und ausgewiesenen Experten in Fragen der Klimadidaktik begrüßen zu dürfen. Er wird an Tag 2 des Dienstantritts einen Vortrag halten und die neuen Lehrkräfte fit machen, damit sie am Nachmittag von Tag 2 als Expertinnen in der Sache „Klimaschutz“ ein simuliertes Klassengespräch zur Frage „Habt ihr es in der Hand?“ moderieren können. Wir werden versuchen, eine Online-Teilnahme am Vortrag zu ermöglichen. Der Vortrag beginnt um 09:00 Uhr.

Johannes Grothaus forscht und lehrt Physikdidaktik an der Universität Würzburg.

Wer nähere zu seinen Publikationen wissen will, wird auf dieser Homepage fündig:

https://www.physik.uni-wuerzburg.de/pid/mitarbeiter/jonathan-grothaus/

Dort finden Sie Links auf seine Veröffentlichungen und auf von ihm mit anderen Forscherinnen entwickeltes Unterrichtsmaterial:

Labs4Future: Kristallisationskeim für Lehren und Lernen zur Klimakrise

Massenmörderinnen Vera und Yvonne?  Ein Mystery zur schwierigen Frage nach den Verantwortlichen für Klimawandelfolgen

Das gläserne Ökosystem: Vorstellung eines fächerübergreifenden MINT-Projekts

Er arbeitet an vier Veröffentlichungen (wir sind gespannt und werden die Werke für die Bibliothek erwerben und für die Ausleihe zur Verfügung stellen):

Utopien und Dystopien in Physik und Technik (In Review)
Grothaus, J., Hofmann, J., Damköhler, J., Elsholz, M., & Trefzger, T. (2024).
In H. Ammerer, M. Anglmayer-Geelhaar, R. Hummer, & M. Oppolzer (Eds.), Utopisches und dystopisches Denken im Unterricht. Waxmann.

Vom Wissen zum Handeln (In Vorbereitung)
Hümbert-Schnurr, S., Grothaus, J., & Wackermann, R. (2025)
In S. Heinicke, D. Höttecke, H. Martens, A. Nehring, & T. Rabe (Eds.), Handbuch Klimabildung. Springer Fachmedien.

Außerschulisches Lernen zum Klimawandel (In Vorbereitung)
Grothaus, J., Tischer, J., & Terhardt, A. (2025)
In S. Heinicke, D. Höttecke, H. Martens, A. Nehring, & T. Rabe (Eds.), Handbuch Klimabildung. Springer Fachmedien.

Empowering the next generation to address climate change effectively: The student laboratory Labs4Future (In Review)
Grothaus, J., Elsholz, M., & Trefzger, T. (2024).
In Climate Change in Social Media. Springer.


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Der erste Klimaschutzbaum des Klimarats ist gepflanzt (22. März 2024)

Am letzten Schultag vor den Osterferien pflanzte der Klimarat den ersten Klimaschutzbaum des Studienseminars. Mit dem Baum hinterlässt das Prüfungssemester 07/2024 ein Symbol und leistet einen kleinen Beitrag zur CO2-Speicherung.

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Wie direktiv soll Klimabildung sein? Der 2. Klimadidaktik-Workshop mit Dr. Johanna Kranz (20. März 2024)

Der 2. Klimadidaktik-Worhshop unter Leitung von Dr. Johanna Kranz stand unter der Überschrift „Handlungsorientierte Klimadidaktik“ und verfolgte das Ziel, die teilnehmenden Lehrkräfte zu befähigen, in der Schule das „kollektive Engagement für Klimaschutz“ zum Thema zu machen.

Denn es geht darum, so Kranz in ihrer Power-Point-Präsentation, schnelles Handeln für Klimaschutz anzuleiten:

Zum ersten Mal nahmen auch externe Lehrkräfte am Workshop teil, die ihre Expertise und Fragen mit Gewinn für sich selbst und für die Referendare/innen einbringen konnten.

Für viele Teilnehmende war es bereits der 2. Workshop mit Johanna Kranz. Der Klimarat des Studienseminars war vollständig anwesend und arbeitete engagiert mit.

Nach einem kurzen Rückblick auf die Inhalte und das Ergebnis des 1. Klimadidaktik-Workshops leitete Johanna Kranz eine Reihe von Übungen an, die die Teilnehmenden zunächst dazu anregen konnten, ihre bisherigen Handlungsschritte im Handlungsfeld Klimadidaktik und Klimaschutz zu teilen und zu reflektieren:

Der Austausch war fruchtbar und machte deutlich, dass es weitere Anstrengungen braucht, um unsere Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrkräfte auf den Kurs des Pariser Klimaschutzabkommens zu bringen:

Mir ist nicht verständlich, wie Lernende am Ende der 10. Klasse immer noch so viel Wissenslücken in Bezug auf Klimawandel und Klimaschutz haben können.“

Ich bin in meiner Fachschaft noch die einzige, die sich ernsthaft um Klimadidaktik bemüht.“

Für Eltern bin ich die linksgründe Lehrkraft. Und das, obwohl ich nichts anderes tue, als wissenschaftsbasierte Urteilfähigkeit zu vermitteln.“

Oft denkt man, dass schon so viel über Klimawandel gearbeitet worden ist, dass die Schüler das Thema nicht mehr hören können, aber das stimmt nach meiner Erfahrung gar nicht.“

Ich bin immer wieder überrascht, dass es noch Menschen gibt, die den anthropogenen Klimawandel leugnen.“

Mein Schwager leugnet den Klimawandel auch. Dabei glaubte ich immer, dass es heute nur noch die Haltung ‚Es ist eh zu spät‘ und ‚Es sollen erst mal die anderen [=die Chinesen] anfangen‘ gäbe.“

Nach einem Theorie-Input zur Bedeutung des ökologischen Handabdrucks begann die zielgerichtete Weiterarbeit daran, die Klimaschutz- und Klimadidaktik-Expertise der Teilnehmenden sukzessive zu erweitern.

Was nahmen die Teilnehmenden mit?

Weil der private Konsum nur für einen geringen Anteil der Emissionen verantwortlich ist, braucht es eine politische Klimabildung, die politische Regulationswerkzeuge zum Thema macht:

Besonders wirksam ist das Sprechen über Handlungen im öffentlichen Raum:

Und die wirksamstes Maßnahme ist das kollektive politische Engagement:

Wenn man sich die Ergebnisse empirischer Studien zu Klimadidaktik anschaut (Dr.J.Kranz hat an einer solchen Metastudie mitgearbeitet und über 70 Wirkungsstudien erfasst und ausgewertet), wurden bislang aber leider gerade die wirksamsten Maßnahmen, d.h. die staatlichen Regulation (das Verbot von Autos mit Verbrennermotoren, die Pflicht zum Einbau co2-neutraler Heizungen bei unmöglicher Reparatur der alten fossilen Heizungsanlagen, die Energiewende durch den schnellen Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger usw.) der CO2-Emissionen nur ganz selten zum Thema:

Auf die Frage, wie unpolitisch Klimabildung bislang war, ist die Antwort eindeutig. Sie lautet: Sie war bislang zu unpolitisch:

Dieser ernüchternden Perspektive auf die Vergangenheit stellt Johanne Kranz eine ermutigende Perspektive entgegen: Das Konzept der Human Agency im Kontext der Klimakrise.

Wenn es uns als Lehrkräften gelingen kann, Selbstwirksamkeitserfahrungen im Bereich kollektiv-strategischer politischer Handlungen zu machen, ist eine Klimabildung möglich, die sich nicht auf die wenig wirksamen individuellen Alltagshandlungen beschränkt:

Welche Arbeitsmethoden und Lehrinhalte hier für notwendig sind, zeigt Johanna Kranz auf zwei Folien:

Im Austausch wird deutlich, dass diese Arbeitsformen zwar schwierig umzusetzen, aber durchaus möglich und erfolgsversprechend sind.

Oft braucht es nur klare Handlungsanweisungen und Aufgabenstellungen, um Schülerinnen und Schüler dazu zu bringen, kollektiv aktiv zu werden.

Eine teilnehmende Lehrkraft berichtet:

„Wenn man nicht nur abstrakt einfordert, mit Freunden und Verwandten zu diskutieren, sondern dazu auffordert, „Befragt Freunde und Verwandte, notiert die anonymisierten (!) Antworten und bringt sie mit, um sie im Unterricht auszuwerten„, kann durchaus gelingen, das Lernende über kollektives Handeln Selbstwirksamkeitserfahrungen machen.“

„Auch Wandzeitungen in Schulfluren und Gespräche mit Mitschülerinnen in der Pause über das, was dort notiert ist, kann als kollektives Handeln hoch wirksam sein.“

Wenn Johanna Kranz fragen, wie direktiv Klimabildung sein darf, verweist sie auf den Beutelsbacher Konsens und das Überwältigungsverbot. Und sie stellt verschiedene direktive und legitime Erziehungsprogramme vor, die in der Vergangenheit erfolgreich waren und auch von den Schulen mitgetragen worden sind. An ihnen sollte sich Klimabildung orientieren, weil sie nicht überwältigen, sondern wissenschaftsfundiert das einfordern, worüber unbestreitbar ein wissenschaftlicher Konsens besteht:

Letztlich gehe es didaktisch um eine konsequente Schüler*innenorientierung:

Mit zwei Übungen bahnte sich im Workshop an, dass die Teilnehmenden ihre Klimaschutzexpertise erweitern:

Wenn gilt, dass nicht individuelle Maßnahmen zur Veränderung des eigenen Lebensstils, sondern der ökologische Handabdruck, d.h. Maßnahmen, die auf das Handeln anderer Zielen, der wirklich wirksame Hebel ist, dann müssen wir als Lehrkräfte für uns klären, was Hebel eigentlich sind und welche konkreten Hebel uns zur Verfügung stehen.

In einer ersten Übung klärten die Teilnehmenden, wie sie die Hebel-Metapher deuten:

Hebel vergrößern meine Kraft. (Hebelgesetz!)“

Mit Hebeln wirke ich auf Orte ein, die weiter entfernt sind.“

Auf Hebel wirke ich mit meiner Hand ein, und vergrößere so meinen Handabdruck.“

In einer zweiten Übung visualisierten die Teilnehmenden das Netzwerk, auf das sie zurückgreifen können, um auch kollektiv handelnd den eigenen Handabdruck zu vergrößern:

Alle zeichneten die Umrisse ihrer eigenen Hand auf ein DINA3-Blatt und notierten ihr Netzwerk, ihre Rolle und Nachhaltigkeitsdefizite, auf die sie mit Hilfe des visualisierten Netzwerks Einfluss nehmen können.

„Vergrößert euren gesellschaftlichen Handabdruck!“ Diese Devise des Handabdruckposters von GERMANWATCH war auch die Devise des 2. Klimadidaktik-Workshops.

https://www.germanwatch.org/sites/default/files/handabdruckposter.pdf

Im 3. Workshop, der im Herbst 2024 stattfinden wird, soll ein weiter konkretisierter Austausch darüber stattfinden, welche Nachhaltigkeitsdefizite die Teilnehmenden ganz konkret vor Augen haben und wie sie bestehende Netzwerke erweitern und im Sinne einer Handabdruckvergrößerung nutzen können.

Auch der 3. Workshop wird für externe Kolleginnen und Kollegen offen sein. Vielleicht gelingt es uns, den Kreis der Teilnehmenden auszuweiten, indem wir alle Schulen dafür gewinnen, Klimaschutzbeauftrage zu benennen. Darüber hinaus werden wir versuchen, Möglichkeiten der Online-Teilnahme zu schaffen.

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„Vernetzen Sie sich“ und erwerben Sie Grundwissen über Klimaschutz (Alexander Eichberger, 02.11.2023)

Klassengespräche haben ein hohes Potential, Schülerinnen und Schüler kognitiv zu aktivieren, konstruktiv zu unterstützen und zum kooperativen Arbeiten anzuleiten. Und Klassengespräche über die menschengemachte Erderhitzung und über Klimaschutz standen im Zentrum der Dienstantrittsveranstaltung der zum 1. November neu eingestellten Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst. Exemplarisch an der Sache „Menschheitsaufgabe Klimaschutz“ analysierten, erprobten und reflektierten die 48 jungen Lehrkräfte, worauf bei der Planung von Klassengesprächen zu achten ist. Alle Übungen waren auf das Ziel ausgerichtet, am Nachmittag des 2. Dienstantrittstages im Rahmen eines Peer-Micro-Teachings ein Gespräch zum Einstieg in eine Klimaschutz-Thematik moderieren zu können.

Was aber sind die Bedingungen gelingender Klassengespräche? Um Klassengespräche lernwirksam moderieren zu können, erstellen erfahrene Lehrpersonen vorab eine „Sachanalyse mit didaktischem Blick“. Sie machen sich dabei zunächst auf die Suche nach den Fragen, die die Sache für sie selbst aufwirft und für die sie sich interessieren – vielleicht sogar „leidenschaftlich“ interessieren, wie John Hattie es formuliert – und über die sie ggf. auch noch selbst etwas lernen wollen, wie es Martin Wagenschein beschrieb (siehe U.Fraefel, Kernpraktiken professioneller Lehrpersonen, 2020, 104). Sie diagnostizieren dann, wie ihre Schülerinnen und Schüler auf die Sache schauen und welche besonderen Impulsfragen sich aus dieser Perspektive ergeben könnten. Sie wählen dann drittens aus einer fachlichen Perspektive die Fragen aus, die die Sache aufwirft und die es im Unterricht wissenschaftsbasiert zu klären gilt, damit die Lernenden die Sache besser verstehen.

Am 1. Tag des Dienstantritts hatten die neuen Kolleginnen und Kollegen in Bezug auf die Sache Klimaschutz eine Vielzahl von Fragen notiert: https://t1p.de/DA202311sroe

Klimadidaktische Prinzipien: Wie im Fachunterricht auch sind in der Klimadidaktik über Fragen hinaus Kompetenzbeschreibungen und fachspezifische Prinzipien zu beachten. Welche klimadidaktischen Prinzipien es inzwischen gibt, die auch bei den Gesprächen über Klimaschutz zu berücksichtigen werden sollten, erfuhren die Teilnehmenden am Nachmittag des 1. Tages. https://sts-gym-badvilbel.bildung.hessen.de/modul/tag1_klimadidaktik2.pptx   (hier in einer aktualisierten Version)

Alexander Eichberger von  https://www.unserklima.jetzt/about  (hier finden Sie auch seine Folien) referierte dann am 2. Tag des Dienstantritts zum Thema Klimaschutz mit dem Ziel, einige wichtigen Fragen zur Sache Klimaschutz zu beantworten. Denn einige Basisfakten, so Eichberger, muss man kennen, wenn man in der Schule über Klimaschutz spricht. Eichberger ist mit seiner Frau seit 2014 in der Klimabildung aktiv. Die beiden setzen sich dafür ein, in Vorträgen, Workshops und im Rahmen eines Filmfestivals ein Verständnis für „die für Klimaschutz notwendigen Maßnahmen … zu generieren“, die es braucht, damit wir die Menschheitsaufgabe Klimaschutz (David Klingenfeld) erfolgreich bewältigen können.

Klimaschutz muss gelernt werden! Es braucht, so Eichberger, zunächst einmal ein solides Grundwissen, um gegen Klimawandelleugnung immun zu sein und um die Notwendigkeit, sozial gerechter und schnell wirksam werdender Klimaschutzmaßnahmen anerkennen zu lernen.

In seiner Präsentation verdeutlichte Eichberger, was man wissen sollte, um wissenschaftsfundiert Positionen zu verschiedenen Klimaschutzmaßnahmen beurteilen zu können:

„Ein kühler Regentag im Sommer widerlegt nicht die Existenz der Klimaerhitzung“, denn:

Häufig höre man das Argument „Aber hat es heiße Sommertage nicht schon immer gegeben?“ Lehrkräfte sollten über Wissen verfügen, um hier Gespräche über Klimaschutz angemessen moderieren und wenn nötig selbst sinnvoll antworten zu können. Das folgende Basiswissen ist dann entscheidend: Die Jahrestemperaturen in Deutschland weichen zunehmend häufig, zunehmend deutlich und auf einer nichtlinearen Trendlinie von den Referenzperioden ab. Der Mensch hat sich in rasender Geschwindigkeit auf den Weg in eine Heiszeit gemacht:

Aber „wäre es nicht besser, technologieoffen zu bleiben und auf neuen Techniken zu hoffen?“. „Nein“, sagt Eichberger, denn das verbleibende CO2-Budget ist fast aufgebracht und wir haben keine Zeit mehr auf technische Erfindungen zu warten. Alle Techniken, die es braucht, sind schon verfügbar. Unser Klima müssen wir jetzt schützen. Denn das ist eine Frage der Generationengerechtigkeit!“. Wenn wir jetzt nicht die Kosten für Klimaschutz übernehmen, bezahlen die Jüngeren die Kosten für die Anpassung:

Die im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegte Temperaturwerte, die vom Bundestag am 22. September 2016 einstimmig über alle Parteigrenzen hinweg beschlossen worden sind, sind keine „politischen Werte“ wie von Populisten oft behauptet wird, sondern wissenschaftlich fundierte Ziele. Nur wenn es die Menschheit schafft, die Erderhitzung auf deutlich unter 2 Grad, möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, besteht noch die Möglichkeit, das Kippen von Kipppunkten noch aufzuhalten:

Entscheidend aber ist, dass Klimaschutz eine Frage der Moral ist. Die Länder, die arm sind und kaum CO2 emittiert haben, werden die Kosten der Klimakatastrophe zahlen müssen. Deutschland steht auf Platz 5 der Länder, die am meisten CO2 emittiert haben. Europa hat eindeutig die moralische Hauptverantwortung für Klimaschutz:

Am Ende seines Vortrags stellte Eichberger fest: „Wo kommen wir hin, wenn unsere Regierungen das Pariser Klimaschutzabkommen, einen völkerrechtlich bindenden Vertrag, einfach nicht einhalten will?“

„Das müssen Sie in den Schulen zu Thema machen und dafür ist es gut, wenn Sie sich vernetzen und die Zahlen und das notwendige Wissen parat haben!“  Politik ist bei Eichberger kein blinder Fleck :

„Wer glaubt, überall und beim Heizen und im Verkehr so weitermachen zu können, wie bisher, wird nicht vorankommen!“.

Die teilnehmenden Lehrkräfte hatten eine ganze Reihe Nachfragen: „Was kann man gegen den Frust tun, dass sich trotz Demonstrationen so wenig tut?“ „Was kann man gegen Stammtischparolen ausrichten?“ „Können wir hoffen, dass die Gerichte Klimaschutz durchsetzen?“ Ist 9t CO2-Fußabdruck eigentlich viel oder wenig?“ „Wieso handeln manche Politiker gegen die wissenschaftliche Evidenz?“ „Wie viel Treibhausgase in der Atmosphäre sind jetzt eigentlich wirklich vom Menschen emittiert? Hat das wirklich so einen großen Effekt. Oft heißt es ja, ‚das ist nur ein kleiner Anteil von den ohnehin nur ganz wenigen 0,04%-CO2 in der Atmosphäre menschengemacht sei!‘“

Einiges konnte geklärt und in den Nachmittag mitgenommen werden:

„Vernetzen Sie sich!“, „Wir müssen das normale klimaerhitzende Leben unserer Konsumgesellschaft stören.“ „Wissen gehört dazu, es lohnt sich, die Basisfakten, d.h. die genauen Zahlen parat zu haben.“  „Leider kann man politische Ziele nicht einklagen. Für die muss man in vielen Gesprächen überzeugen!“ „Volker Wissing weiß, dass schneller Klimaschutz notwendig ist. Warum er anders handelt kann ich nicht erklären.“

„Ein kleiner Teil, 0,04%-CO2, kann viel ausmachen. Das ganze System ist aus dem Gleichgewicht geraten. Wir müssen wissen: In der vorindustriellen Zeit waren es nur 280ppm, im Dezember 2022 schon 419 ppm. Da sind durch die fossilen Verbrennungen schon 140ppm hinzugekommen. Und weil nur sehr wenige Gase in der Atmosphäre einen Treibhausgaseffekt haben, ist diese Steigerung enorm noch.“

„Kann man überhaupt etwas erreichen, wenn man Gespräche über Klimaschutz führt?“ war die letzte Frage, die an Alexander Eichberger gerichtet wurde.

„Ja. Das kann man. Alleine die Tatsache, dass der Kohleausstieg 2030 beschlossen worden ist, zeigt, welche Fortschritte schon erreicht worden sind. Ohne die vielen Gespräche über Klimaschutz wäre das nicht durchsetzbar gewesen!“

In den Gesprächen über Klimaschutz am Nachmittag zeigte sich, dass engagiert über Klimaschutz geredet und gestritten wurde. Besonders ein move aus Fraefels Trainingsprogramm zeigte Wirkung:

Wer Schülerinnen und Schüler nicht fragen-entwickelnd ausfragt und belehrt, sondern sie fast so Bekannte aus der privaten Lebenswelt anspricht und ihnen zutraut, „echte Gespräche“ zu führen, kommt sehr schnell zu klugen Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen (vgl. hierzu Fraefel, Praktiken …, 104-111).

Wer sich weiter in Sachen Klimabildung vernetzen will ist hierzlich zum Klimadidaktikworkshop eingeladen, der unter Leitung von Dr. Johanna Kranz am 20. März 2024 von 14 bis 17:30 Uhr im Studienseminar stattfinden wird. Gerne können Sie auch interessierte Kolleginnen und Kollegen mitbringen. Die Teilnahme kann für VINN angerechnet werden.

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Workshop Klimabildung mit Johanna Kranz

Nachmittag für einen lösungsorientierten Klimabildungsunterricht

Mit einer Auftaktveranstaltung unter Leitung von Dr. Johanna Kranz aus dem Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz begann am 11. Oktober 2023 um 14 Uhr eine langfristig angelegte Fortbildungsreihe in der Bildungsregion rund um die Studienseminare Bad Vilbel.

Ziel der Reihe ist es, Lehrkräfte fit dafür zu machen, wirksam zum Thema „Wie kann die Menschheitsaufgabe Klimaschutz gelöst werden?“ zu unterrichten.

Dreieinhalb Stunden lang machten sich 13 Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und 5 Ausbildende der Bad Vilbeler Studienseminare auf die Suche nach Möglichkeiten, in der Schule wissenschaftsfundiert mit Schülerinnen und Schüler darüber zu sprechen, mit welchen Handlungen die menschengemachte Erderhitzung auf 1,5 Grad begrenzt werden kann. Arbeitsaufträge und Übungen, die im Unterricht eingesetzt werden können, wurden analysiert, erprobt und reflektiert. Was nahmen die Lehrkräfte am Ende mit zur Erprobung in die Schulen?

Zunächst einmal die Erkenntnis, dass es sich lohnt, überhaupt über Klima zu reden! Denn die Mehrheit in der Gesellschaft, die wirksame und schnelle Klimaschutzmaßnahmen wünscht, hat oft das Gefühl, in der Minderheit zu sein, wenn die Schweigespirale nicht durchbrochen wird. „Wir sprechen zu wenig über Klimaschutz!“, so Johanna Kranz. „9 von 10 Menschen, so zeigen wissenschaftliche Studien, unterstützen das Ziel, die deutsche Wirtschaft umwelt- und klimafreundlich umzubauen. Aber die ökologische Mehrheit“, sagt Johanna Kranz mit Blick auf die Erkenntnisse der Klimaforschung, „weiß nicht, dass sie die Mehrheit ist“.

Wie aber spricht man in der Schule wirksam über Klimaschutz? „Bislang dachten wir: Wir müssen Wissen vermitteln. Inzwischen geht es in der Klimadidaktik, vermehrt darum, mit den Lernenden herauszuarbeiten, wie man ins Handeln kommt,“ fasst Kranz zusammen und schlägt eine Reihe von Übungen vor.

Zunächst eine erste Übung, den Austausch über die Frage „Was würdest Du, z.B. an deiner Schule, gerne als erstes in Sachen Klimaschutz tun (mit unbegrenztem Budget)?“ Es stellt sich heraus, dass die Übung ein hohes Potential hat. Das Gespräch macht anschaulich, dass alle grundsätzlich bereit zu klimaschützenden Handlungen sind, dass es eine Mehrheit für Klimaschutz gibt und das schnelle Maßnahmen für Klimaschutz möglich sind, wenn das notwendige Geld zur Verfügung steht. Dieses Geld muss die Politik entweder durch das Klimageld oder durch Subventionen und Investitionen zur Verfügung stellen.

„Schätzt mal, welche Maßnahme wie viel für die Einsparung von CO2 bringt!“ ist die zweite Übung, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bald in den Schulen erproben werden. „Denn es ist ein großes Problem, wenn Menschen nicht wissen, welche Klimaschutzmaßnahmen wirksam sind und welche nur einen geringen Effekt haben“, sagt Johanna Kranz. Und es zeigt sich, dass viele Maßnahmen wie z.B. der Verzicht auf Plastiktüten und das Ausschalten von Elektrogeräten auch von den Lehrkräften überschätzt werden. Wirklich wirksam ist vielmehr u.a. der Einbau moderner Heizungen plus Wärmedämmung und ein Verzicht auf Flugreisen.

J.Kranz stellt abschließend eine dritte Übung vor. „Könnten Sie sich vorstellen, mit Ihren Schülerinnen und Schülern die folgende Übung zu machen: Schlagt drei Klimaschutz-Maßnahmen vor und ordnet sie nach dem Schema ‚Das mache ich als Einzelperson um mein Verhalten oder um die Strukturen für viele zu verändern‘ und ‚Das mache ich mit anderen um mein Verhalten oder um die Strukturen für viele so zu verändern, dass sie ihr Verhalten verändern können‘“? In der Erprobung und Reflexion zeigt sich: Durch diese Übungen lernen Kinder eine Vielzahl an Klimaschutzmaßnahmen kennen. Und sie lernen zu beurteilen, was man durch individuelle Verhaltensveränderungen im Kleinen in Gang setzen kann und wie man durch kollektives Handeln die klimaerhitzenden Strukturen deutlich wirksamer verändern könnte. Z.B. durch ein Engagement mit vielen anderen für den Bau von Radwegen zu den Schulen oder für die Installation von Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen in den Schulen, damit die Schule ohne fossile Energieträger beleuchtet und beheizt werden kann. Der Klimabildungsnachmittag war der Auftakt einer mehrteiligen Veranstaltung, die alle sechs Monate stattfinden wird. In der Folgeveranstaltung wird empfehlenswertes Unterrichtsmaterial im Zentrum stehen und die unterrichtspraktischen Erfahrungen, die bis dahin gemacht worden sind. Nähere Informationen zur nächsten Veranstaltung sind auf der Homepage des Studienseminars für Gymnasien Bad Vilbel zu finden.

Ergänzende Hinweise zu den folgenden Übungen, die in dem Modernen Fremdsprachen, in Geografie, Politik und Wirtschaft und sicher auch in anderen Fächern genutzt werden können:

Übung 1: Austausch über die Frage „Was würdest Du, z.B. an deiner Schule, gerne als erstes in Sachen Klimaschutz tun (mit unbegrenztem Budget)?“

Johanna Kranz stellt zurecht fest: „Aus der Schweigespirale ausbrechen, damit die Klimakrise dort ankommt, wo Entscheidungen getroffen werden!“.

Der Austausch über die Frage in Übung1 entfaltet eine erstaunliche Wirkung: Im Gespräch über diese Frage wird schnell deutlich, dass alle im Raum (es mag Ausnahmen geben, wenn Klimaleugner im Raum sind) Klimaschutzmaßnahmen wollen. Das schafft zunächst einmal eine Atmosphäre der Ermutigung und eine Aufbruchsstimmung. Die Frage nach dem notwendigen Budget hat ebenfalls ein großes Erkenntnispotential. Sie lässt erkennen, dass es für sozial wenig privilegierte finanzielle Unterstützung braucht, wenn sie sich auf den Weg zur Klimaneutralität machen sollen, z.B. durch das Klimageld, das im Koalitionsvertrag der Ampelregierung steht, aber noch nicht umgesetzt worden ist. Zudem kann in den Blick genommen werden, dass staatliche Investitionen sinnvoll sind. Es braucht massive Investitionen in den Klimaschutz. Mit der Schuldenbremse und ohne Investitionen wird es schwer, die Wende hin zur Klimaneutralität zu schaffen. In der Auswertung kommt es darauf an, die Maßnahmen zunächst einmal ergebnisoffen auf ihre Wirksamkeit hin zu befragen. Das kann gut zur Übung 2 überleiten, in der dann exemplarisch geklärt wird, was wirkt und was kaum wirkt.

Übung 2: „Schätzt mal, welche Maßnahme wie viel für den Klimaschutz bringt!“

Vielfach weiß man nicht, welche Maßnahmen wirklich viel CO2-Emissionen und Emissionen anderer klimaerhitzender Treibhausgase einsparen. Mit der Auswertung einer wissenschaftsbasierten Liste mit validen Daten über die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen kann man das Handeln von Menschen, die sich für Klimaschutz engagieren wollen, wirksamer machen.

Übung 3: „Schlagt drei Klimaschutz-Maßnahmen vor und ordnet sie nach dem Schema ‚Das mache ich als Einzelperson um mein Verhalten oder um die Strukturen für viele zu verändern‘ und ‚Das mache ich mit anderen um mein Verhalten oder die Strukturen für viele zu verändern‘“?“

Didaktische Hinweise: Lange war der prägende Ansatz in der Klimabildung, „Wir müssten vor allem naturwissenschaftliches Wissen über die Klimaerhitzung vermitteln, um klimaneutrales Handeln zu fördern. Inzwischen geht es vielmehr darum, zu diskutieren, wie man schnell und wirksam Handeln kann. Übung 3 verfolgt genau dieses Ziel! Der Arbeitsauftrag lautet: „Was können Menschen gegen die Klimakrise tun? Notiere drei Maßnahmen!“ Nach einer Partnerarbeit werden die Zettel im Schema einer Fläche in einem Diagramm zugeordnet, das verschiedene Verantwortungs- und Handlungsebenen unterscheidet. Das Diagramm funktioniert wie folgt: Habe ich eine Maßnahme gewählt, die ich als Individuum umsetze mit dem Ziel, mein Verhalten zu verändern, dann ist sie im Bereich links oben einzuordnen. Habe ich eine Maßnahme notiert, die ich als Individuum umsetze, um Strukturen und Rahmenbedingungen zu verändern, die vielen Menschen ein nachhaltiges Leben ermöglichen, dann oben rechts. Agiert eine Gruppe, also ich in einem Kollektiv durch Maßnahmen mit anderen, um mir zu ermöglichen, mein Verhalten zu ändern, unten links. Und ermöglicht ein Kollektiv durch Maßnahmen vielen Menschen andere Rahmenbedingungen zu geben, unten rechts. In der Auswertung geht es im vertiefenden Klassengespräch darum, zunächst zu diskutieren, ob denn alle Handlungen richtig zugeordnet worden sind (einige sind mehreren „Ebenen“ zuordbar). Abschließend kann und sollte mit der Lerngruppe diskutiert werden, welche der Handlungen nicht nur auf der Pinnwand stehen sollten, sondern von der Klasse weiterverfolgt werden könnten.

J.Kranz schlägt vor, verschiedene konkrete Maßnahmen im Fachunterricht zu betrachten, um sie in das Schema einzuordnen.

Der Austausch zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigt, dass sich bereits einiges an den Schulen tut und dass junge Lehrkräfte schon recht genau wissen, was es braucht, damit Klimadidaktik an den Schulen implementiert werden kann:

„Es wäre gut, wenn es im Lehrplan verankert wäre, dann wäre es unsere Aufgabe, zu überlegen, wie es gemacht werden kann und nicht wo und ob.“

„Das Thema sollte nicht von allen in die E-Phase gepackt werden, weil da kurz vor der Q-Phase noch Gestaltungsraum ist, sondern systematisch und stringent in die Sekundarstufe 1 eingebunden werden.“

Welch gute Ergebnisse sich erzielen lassen, wenn man danach fragt, welche Gefühle die Klimaerhitzung bei uns auslöst, zeigt sich an den folgenden Redebeiträgen:

Frage: Was machen die Katastrophenmeldungen mit uns?

Antworten: „Man weiß es und dann kommt das nächste, und es kommt dann doch durch die permanenten Katastrophenmeldungen dazu: man stumpft halt ab“. „Ich werde wütend, wenn man im Bekanntenkreis herumschaut, da fragt man sich, ‚Was ist das Problem der Leute? [dass da nichts getan wird]`“ „Man ist sich auch dessen bewusst, dass man als einfacher Bürger kaum was bewegen kann. Vielleicht lebt der Mensch gerne über die planetaren Grenzen hinweg, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Solange es einen selber nicht betrifft, ändert man nichts. Es nimmt Alltagscharakter an. Man gewöhnt sich daran.“ „Wir sind dann doch direkt betroffen. Und man hat keine direkte Erklärung, warum nichts getan wird. Es macht einfach Angst. Was mich wütend macht, ist, dass die Medien nur über das Versagen der lokalen Behörden beim Krisenmanagement berichten, aber nicht über das jahrzehntelange Versagen der Politik beim Klimaschutz.“ „Bei Spaziergängen fällt schon auf, dass Bäche austrocknen und die Wälder trocken sind. Aber man verdrängt es auch wieder.“

Wut und der erstaunte Blick auf die Verdrängungsmechanismen in uns könne Katalysatoren für Erkenntnis sein und eine Motivationsquelle!

Johanna Kranz merkt dazu ermutigend an: „Als bei mir einmal der Klimagroschen gefallen ist, habe ich die Welt anders gesehen. Es gibt viele Lösungen! Es ist weiter möglich, das 1,5 Grad Limit nicht zu überschreiten.“

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Ausblick auf November 2023

Am 2. November hält Alex Eichberger den Expertenvortrag. Wir freuen uns sehr. Informationen zu ihm finden Sie hier: https://www.unserklima.jetzt/about

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Bericht vom Mai 2023

Im Mai 2023 hielt Christoph Schrader den Expertenvortrag zur Klärung der von der Sache Klimaschutz aufgeworfenen Fragen.

Schrader referierte zum Thema „Wie kommen wir vom Wissen zum Handeln?“ Die folgenden Hinweise waren von hohem Interesse:

Erstens: In ganz Europa befürworten Mehrheiten staatliche Eingriffe, um das Klima-Verhalten der Bürger:innen zu lenken. Wir unterschätzen diese Bereitschaft der anderen.

Zweiten: Die Anderen sind keine homogene Gruppe an Menschen, sondern sie sind in ca. 6 unterschiedliche Gruppen geteilt, mit denen jeweils anders kommuniziert werden muss: Die Involvierten: Bürgersinn, Miteinander, Errungenschaften verteidigen, Die Offenen: Weltoffenheit, Selbstentfaltung, kritisches Denken, Die Pragmatischen: Erfolg, privates Fortkommen, eher Kontrolle als Vertrauen, Die Etablierten: Zufriedenheit, Verlässlichkeit, gesellschaftlicher Friede, Die Wütenden: Misstrauen, Systemschelte, nationale Ordnung, Die Enttäuschten: Gerechtigkeit, (fehlendes) Vertrauen, (verlorene) Gemeinschaft.


Mit allen sechs etwas gleich starken Milieus könne man grundsätzlich klimadidaktisch sprechen. Man müsse jedoch berücksichtigen, welche Denkweisen bei ihnen vorherrschen, an die anzuknüpfen wäre. Den Pragmatischen müsse man z.B. sagen, dass Klimaschutz eine Reihe von Vorteilen bringe und den Wütenden, dass Reiche und Mächte ihren Beitrag leisten müssten usw.

Drittens: positive Emitionen sind nützlich und sollten gefördert werden:

Viertens: In der erfolgreichen Klimaschutz-Kommunikation gelten die folgenden Richtlinien.

– Distanz verringern (= auf die jetzt spürbaren Folgen und das jetzt Machbare vor Ort verweisen und nicht auf das, was fernab passiert),
– einfache Geschichten erzählen (z.B. Erfolgsgeschichten),
sich zielgruppenspezifisch auf „Werte“ beziehen (z.B. „Freiheit, Gerechtigkeit, Sicherheit, Gesundheit, Ehrgeiz, Zugehörigkeit“ usw.),
– Vorteile von Klimaschutz hervorheben (z.B. „Weniger Fleisch essen und mehr Radfahren ist gesund!“),
– Aussagen positiv zu framen (d.h. mit weiteren, Sinn gebenden Bedeutungen zu versehen) und es müssen
– SMARTe Ziele verfolgt werden, d.h. spezifische, messbare, ausführbare, relevante und terminierbare.

Kurz gesagt: Es gelte in der Kommunikation über Klimaschutz, Lösungen und Ansätze zu präsentieren, die das Selbstwirksamkeitsempfinden steigern. Dies könnte gelingen, indem man auf Inseln der Zukunft in der Gegenwart verweise! „Es gibt eine große Anzahl von Vorschlägen: Technologie & Innovation, Politische Instrumente, zB CO2-Steuer, Tempolimit, Engagement (Lokalpolitik, NGOs), Reparaturcafés, Lastenräder, Vorschläge bei Leopoldina, oder German Zero.“

Die Bestimmung des eigenen ökologischen Fußabdrucks müsse letztlich ergänzt werden durch die Bestimmung des eigenen Handabdrucks: „Wie viel trage ich durch mein Engagement dazu bei, dass andere ihren Fußabdruck verringern können?“

Für Klimadidaktische Überlegungen von jungen Lehrkräften verweist Schrader auf die Kampagne im englischsprachigen Handlungsraum und die dort vielfältig geführte Diskussion um die Perspektive, Kinder zu befähigen, die Sichtweise ihre Eltern zum Thema „Wie kann Klimaschutz gelingen?“ zu verändern: https://www.popsci.com/kids-change-parents-minds-climate/

Schrader empfiehlt, nicht alles Klimadidaktische neu zu erfinden. Es gebe bewährtes und gutes Material, z.B. zur Analyse von Desinformation zum Klimaschutz: https://www.klimafakten.de/meldung/p-l-u-r-v-dies-sind-die-haeufigsten-desinformations-tricks-von-wissenschafts-leugnern und das Online-Quiz „Nicht ich, nicht jetzt, zu spät!“ -> https://www.klimafakten.de/meldung/poster-spiel-nicht-ich-nicht-jetzt-nicht-so-zu-spaet-mit-welchen-saetzen-klimaschutz

Kinder müssten in der Schule lernen, wiederkehrende Muster der Klimaschutzbremsung (die an die Stelle der Klimawandelleugnung getreten sei) zu erkennen und zu entkräften: Es gebe fünf wiederkehrende Muster: Pseudo-Experten, Logik-Fehler, Unerfüllbare Erwartungen, Rosinen-Pickerei und Verschwörungs-Mythen (vgl. hierzu der erste Link oben zu Klimafakten).

In den anschließenden Übungen war zu erkennen, dass die Teilnehmenden Werte in ihre Unterrichtsimpulse einzubauen versucht haben.

Für die Weiterarbeit an unserem klimaschutzdidaktischen Projekt ergab sich aus Sicht des Durchführungsteams die Perspektive, einige der hilfreichen Impulse aus Schraders Vortrag in eine Materialsammlung einzubauen. So könnte gelingen, im November 2023 mit der Übung „Führen Sie ein Klassengespräch zum Einstieg in die Thematik *Klimaschutz: Habt ihr es in der Hand?*“ die Zielperspektive eines solchen Gesprächs zu stärken.

Es soll abschließend noch einmal auf die hervorragende Veröffentlichung von Christoph Schrader hingewiesen werden: Sein Handbuch Klimakommunikation ist eine wertvolle Fundgrube für alle, die Unterrichtsmaterial und sonstige Anregungen suchen: https://klimakommunikation.klimafakten.de/showtime/kapitel-10-zeige-handlungsoptionen-und-loesungen-auf/#wasbringtwas

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Ausblick auf Mai 2023

Auch für den Mai 2023 haben wir einen Impulsvortrag vorgesehen. Mit dem Wissenschaftsjournalisten Christopher Schrader (https://cschrader.eu/) konnten wir einen renommierten Experten der Klimakommunikation gewinnen. Er ist unter anderem Autor des Handbuchs Klimakommunikation: https://klimakommunikation.klimafakten.de/ Auch diesmal wird das Ziel des Inputvortrages sein, zu klären, worauf bei der Planung und Durchführung eines simulierten Klassengesprächs im Anschluss an die Vorführung des Kurzfilms „Ihr habt es in der Hand“ (Daenschel 2012) zu achten ist.

Wir freuen uns auf die Arbeit mit Herrn Schrader!

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Bericht vom November 2022

Es ist uns gelungen, drei von vier Autor*innen einer Studie über Klimadidaktik als Kooperationspartner*innen zu gewinnen. Wir waren durch die Lektüre Ihrer empirischen Metastudie zur Klimabildung aufmerksam geworden, die wir sehr empfehlen: The (Un)political Perspective on Climate Change in Education  – A Systematic Review. Sustainability, 14, 4194. https://doi.org/10.3390/su14074194 . Die zentrale These der Studie: die untersuchten Klimabildungskonzepte tragen zu einer Realitätsverzerrung bei.

In den in ihrer Studie untersuchten Klimabildungsmaterialien wird ein zu großes Gewicht auf die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels und auf individuelle Maßnahmen zur Reduzierung des persönlichen CO2-Fußabdrucks gelegt, so das Fazit Ihrer Sichtung von Studien über die Wirksamkeit von Klimabildung in der Schule. Viel wichtiger (aber zu selten) sei es, zu thematisieren, welche politischen Ereignisse und Konflikte in der Gesellschaft zu beobachten seien. Es sei wichtig, „to provide students with knowledge about the politicial perspective of climate change and empower them to participate in politics“(7). Es gehe darum, konflikt- und lösungsorientiert die Emissionsquellen präzise zu bestimmen und die Schülerinnen und Schüler beim „development of argumentation“(16) fit zu machen und „public sphere action“(17) zu bewerben.

Zudem möchten wir auf eine Veröffentlichung hinweisen, an der Johanne Kranz ebenfalls mitgewirkt hat: Andrea Möller, Johanna Kranz, Agnes Pürstinger & Veronika Winter, Professionsverantwortung in der Klimakrise: Klimawandel unterrichten. Befähigung Lehramtsstudierender zur Klimabildung als wichtiger Beitrag zum Erreichen der SDGs, in: Kubsch u.a., Lehrkräftebildung neu gedacht. Ein Praxishandbuch für die Lehre in den Naturwissenschaften und deren Didaktiken, Waxmann 2021, hier der Link.

Wir werden uns sehr darum bemühen, eine längerfristige Zusammenarbeit mit Johanna Kranz und dem Kompetenzzentrum für Klimafolgen herzustellen, denn im Rahmen der Ausbildungsveranstaltung VINN ist für jedes Halbjahr eine Veranstaltung zur Klimadidaktik vorgesehen. Zur Zeit planen wir, in der Veranstaltung anhand von „Gelingenskritieren“ Unterrichtsmaterial zu sichten, das die Teilnehmer*innen im Anschluss an die Veranstaltung im eigenen Unterricht erproben. Porftoliogestützt kann dann im Anschluss daran dialogisch portfoliogestützt zu reflektieren. Sollte die Kooperation erst im Herbst 2023 beginnen können, starten wir mit einem Besuch der Ausstellung KlimaX im Frankfurter Kommunikationsmuseum: https://www.mfk-frankfurt.de/klima-x/

Der 2.Tag der Dienstantrittsveranstaltung begann um 09:00 Uhr mit einem Impulsvortrag von Johanna Kranz (Land Rheinland-Pfalz, Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen), Petra Breitenmoser (PH Zürich, Didaktiken Natur- und Gesellschaftswissenschaften) und Martin Schwichow (PH Freiburg, Juniorprofessor für Physik und ihre Didaktik an der PH-Freiburg). Hier finden Sie die Folien zum Download und hier ist der Link zur Aufzeichnung des Vortrags.

Im Vortrag wurden die Erkenntnisse der Metastudie vorgestellt und vertieft: Ein großes Problem seien Fehlkonzepte, die zu einer verzerrten Wirklichkeitsvorstellung führen. Die Maßnahmen, die man leicht individuell umsetzen kann, z.B. kein Plastik verwenden oder Geräte in Standby setzen werden deutlich überschätzt, denn sie sind wenig wirksam (im Video Minute 39:00):

Die großen Emittenten sind die Energieproduktion und die Wirtschaft (Minute 46:00), deshalb mache es keinen Sinn, die Verantwortung den privaten Haushalten zuzuschieben, die nur für 10% der Emissionen verantwortlich sind:

Franziska Kranz wies zudem darauf hin, dass es eine sehr große Mehrheit für eine sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft gebe (48:50):

Es kommte darauf an, so Martin Schwichow, in der schulischen Klimabildungsarbeit auf die public sphere actions zu zielen, weil gerade diese eine hohe Hebelwirkung haben (ca. 57:00):

Besonders deutlich wird die Realitätsverzerrung in und durch schulische Klimabildung am Thema Müll:

Bildungsinterventionen thematisieren zu 18 % Müllvermeidung, der Müll habe aber nur einen sehr geringen Anteil von nur 3% an den Klimagasemissionen. Letztlich kann wohl festgestellt werden: Klimabildung geht dem Thema „politische Regulation“ systematisch aus dem Weg, nur 13% der Bildungsinterventionen, zu denen Studien vorliegen, thematisieren politische Regulation der Klimaemissionen und 88% Selbstverpflichtungen (siehe Tortendiagramm unten rechts). Klimabildung müsse politischer werden.

Besonders nachdenklich stimmte die Erkenntnis, dass nachweisbar ist: Hohe Bildung und hohes Wissen über Klimaschutz korreliert negativ mit der Vermeidung von CO2-Emissionen! Denn wer gebildet ist und viel über Klimaerhitzung weiß, verfügt über höhere Einkommen und mit der Höhe der Haushaltseinkommen steigt die Höhe der Emissionen.

Der Impulsvortrag war der fehlende dritte Baustein der am Vortag begonnenen Sachanalyse der Sache „Menschheitsaufgabe Klimaschutz“, auf deren Grundlage die jungen Kolleg*innen am 2.Tag der Dienstantrittsveranstaltung eine kurze Unterrichtssequenz planen und simulieren. Auf der Basis des Impultsvortrags konnten einige Aspekte, die die „Eigenstruktur der Sache [Klimaschutz]“(Gruschka 2009, 479) ausmachen, geklärt werden (siehe Grafik unten). Als Lehrkraft, die zum Thema „Klimaschutz“ unterrichten will, muss man u.a. wissen und erklären können:
1. wirksamer als individuelle und freiwillige Maßnahmen wie z.B. Müllvermeidung ist die politische Regulierung der Produktionsweise,
2. wirksamer als freiwilliger Selbstverzicht ist das Einfordern von politischen Regulierungen in der Produktion von Energie und Industriewaren durch politisches Engagement.

Der Inpusvortrag sollte als Grundlage für die Praxisphase, für die Einübung der Kernpraktik „ein Klassengespräch führen“ am zweiten Tag des Dienstantritts dienen:

Im Anschluss an ein gemeinsames Betrachten des Kurzfilms „Ihr habt es in der Hand“, den die Filmemacher 2012 mit Jugendlichen als Zeichentrickfilm gedreht haben, sollen die Teilnehmer*innen ein Klassengespräch zum Einstieg in die Thematik moderieren.

Der als Trickfilm gestaltete Kurzfilm zeigt eine Reihe von Problemen, die durch die Klimaerhitzung ausgelöst werden (Hitze als Extremwetter, Trockenheit, Luftverschmutzung durch Autoverkehr, Migrationsbewegungen …) und gibt Hinweise darauf, welche Lösungen zu ergreifen wären (Aufforstung, Energiesparen, Energiewende durch Photovoltaik und Windkraft). Der Film trägt den Titel „Ihr habt es in der Hand“ und endet mit der Einblendung des Satzes: „Änder‘ was, bevor’s das Klima tut“ sowie mit einem Lied, das mit ironischem Ton vorschlägt, „am besten gleich daheim“ zu bleiben.

Er scheint auf den ersten Blick die These zu vertreten, dass wir eine gesellschaftliche Transformation hin zu einer nachhaltig sich entwickelnden Gesellschaft „in der Hand haben“. Das wirft die Frage auf, ob Schülerinnen und Schüler eine Transformation der Gesellschaft wirklich in der Hand haben. Genauer gesagt: Der Film wirft die Frage auf, welche individuellen Möglichkeiten es und welche politischen Notwendigkeiten für eine Transformation es gibt.

Die Gespräche wurden als Peer-Microteaching in Simulationen geführt und ausgewertet. Sie zeigen, dass es den jungen Lehrkräften gut gelungen ist, die Kernpraktik „Klassengespräch“ anzuwenden, mit einer Gruppe ein Gespräch zu einem Thema anzuleiten und dabei darauf zu achten, das dialogische Lernen zu fördern.

Eine Rekonstruktion von zwei Gesprächen zum Nachlesen finden Sie hier:

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Ausblick auf November 2022

Zur Zeit sind wir noch auf der Suche nach einem oder einer Referent*in. Zur Vorbereitung auf die Übung, in der die neuen Kolleginnen und Kollegen ein Klassengespräch zum Thema „Klimaschutz: Habt ihr es in der Hand“ moderieren sollen, wollen wir ein besonderes Augenmerk auf Erkenntnisse der Klimakommunikations- und Klimabildungsforschung legen.

Der Ausgangspunkt für die den zweiten Tag des Dienstantritts der neuen LiV ist der Kurzfilm „Ihr habt es in der Hand“, den die Filmemacher 2012 mit Jugendlichen als Zeichentrickfilm gedreht haben. Er scheint auf den ersten Blick die These zu vertreten, dass wir eine gesellschaftliche Transformation hin zu einer nachhaltig sich entwickelnden Gesellschaft „in der Hand haben“. Das wirft die Frage auf, ob Schülerinnen und Schüler eine Transformation der Gesellschaft wirklich in der Hand haben. Genauer gesagt: Der Film wirft die Frage auf, welche individuellen Möglichkeiten es und welche politischen Notwendigkeiten für eine Transformation es gibt.

Wenn möglich wollen wir in einem Gespräch mit einem oder einer Klimaexpert*in erörtern, welche „Klimabildungsziele“ zu verfolgen sind, um lernwirksame Klassengespräche zu führen.

Dies ist uns deshalb wichtig, weil Kranz / Schwichow / Breitmoser / Niebert (2022) in einer breit angelegten empirischen Studie zu Perspektiven der Klimabildung nachweisen konnten, dass in Klimabildungsmaterialien ein zu großes Gewicht auf die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels und auf individuelle Maßnahmen zur Reduzierung des persönlichen CO2-Fußabdrucks gelegt wird. Viel wichtiger (aber zu selten) sei es, so die Autor*innen, zu thematisieren, welche politischen Ereignisse und Konflikte in der Gesellschaft zu beobachten seien. Es sei wichtig, „to provide students with knowledge about the politicial perspective of climate change and empower them to participate in politics“(7). Es gehe darum, konflikt- und lösungsorientiert die Emissionsquellen präzise zu bestimmen und die Schülerinnen und Schüler beim „development of argumentation“(16) fit zu machen und „public sphere action“(17) zu bewerben.

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Bericht vom Mai 2022

Der Physiker und Klimaforscher Bodo Ahrens (Universität Frankfurt), Mitautor der IPCC-Berichte, erläuterte uns die physikalischen Grundlagen der Klimaerhitzung und die Mechanismen, die zur Veröffentlichung der IPCC-Berichte führen. Das Wissen über den von Menschen gemachten Klimawandel gibt es schon mehr als 100 Jahren, so begann der Referent seinen Vortrag über die „Geschichte der IPCC Klimaprojektionen“. Und vor 100 Jahren damals noch auf einer wesentlich schlechteren Datengrundlage formulierten Prognosen der Erderhitzung haben sich im Rückblick als erstaunlich valide herausgestellt.

Hier seine Folie zum Beitrag der einzelnen Treibhausgastypen zum Strahlungsantrieb:

Wie geht es nun weiter? Bodo Ahrens verweist darauf, dass es genauerer Daten eigentlich nicht mehr bedarf, sondern großer politischer (!) Anstrengungen.

Was ein wenig Hoffnung macht: Erst seit 2007 hat sich der Konsens durchgesetzt, dass es den menschengemachte Klimawandel gibt. Das sind gerade erst einmal 15 Jahre.

Die simulierten Klassengespräche zum Thema „Klimaschutz: Habt ihr es in der Hand?“ waren wie schon im Mai und November 2021 eine anregende Herausforderung für die Referendarinnen und Referendare, die einige von Urban Fraefel vorgeschlagene Redewendungen für das Moderieren von Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern ausprobiert haben.

In dem von mir beobachteten und begleiteten simulierten Klassengespräch kam es u.a. zu den folgenden Äußerungen, die sicher auch in einer 8.Klasse getätigt worden wären:

L*: So, ihr habt jetzt alle den Kurzfilm „Ihr habt es in der Hand!“ gesehen, das ist ja der Titel des Films und vielleicht will er uns genau das mit auf den Weg geben. Ich möchte mit euch heute zunächst einmal diskutieren, ob ihr es denn in der Hand habt.
S*1: Also ich finde, wie haben es nicht in der Hand. Ob ich jetzt persönlich was für den Klimaschutz mache oder nicht, das macht doch gar keinen Unterschied!
L*: OK, wer sieht das anders?
S*2: Ja, aber wenn alle so argumentieren würden, dann machen alle so weiter wie bisher und dann wird sich auch nichts ändern.
S*1: Das ändert doch gar nichts am Klimawandel, ob ich jetzt mit dem Rad zur Schule fahre oder mich mit dem Auto bringen lasse. Die paar Gramm CO2 machen keinen Unterschied.
L*: Wir haben jetzt also zwei Positionen, die sich gegenüberstehen: Die eine Position sagt, dass individuelles Engagement notwendig ist, und die andere Position sagt, dass es keine messbare Auswirkung auf den Klimawandel hat, wenn eine Person etwas ändert. Das habe ich richtig zusammengefasst, oder?
S*1: Ja.
S*2: Ja, das sind die beiden Positionen.
L*: Wenn wir jetzt weiterkommen wollen, dann könnten wir mal konkreter werden. Was genau sind denn Eure Erfahrungen, wenn ihr versucht, persönlich etwas zu ändern?
S*3: Bei mir ist es so, dass ich zu meinem Sportverein ohne Auto gar nicht hinkomme. Da fährt kein Bus hin und meine Mutter muss mich fahren. Daran kann ich nichts ändern.
S*4: Das sehe ich auch so, man braucht halt politische Entscheidungen.
L*: Ich fasse mal zusammen, wo wir jetzt stehen: Die einen sagen, es braucht individuelle Verhaltensveränderungen und die anderen sagen, dass die nichts bringen und dass wir politische Maßnahmen brauchen, richtig?
S*4: Ja, das sind die Positionen.
L*: OK, dann schauen wir uns jetzt zunächst einmal genauer an, welche individuellen oder politischen Maßnahmen der Kurzfilm vorschlägt, ok? Und dann besprechen wir, was es braucht, damit diese politischen Maßnahmen auch getroffen werden, denn die fallen ja auch nicht vom Himmel.
(…)

So ähnlich verlief ein Gespräch und die Moderation durch die Lehrperson zeigte sehr gut, dass sie sich sinnvollerweise darauf beschränkt hat, zuzuhören, Gegenpositionen einzufordern, zusammenzufassen und einen Ausblick auf die Weiterarbeit zu geben. Auf die Filmanalyse würde ein Klassengespräch folgen, in dem die Thematik „Was braucht es, damit die für den Klimaschutz richtigen und wichtigen politischen Maßnahmen getroffen werden?“ besprochen würde.

Um zu klären, wie genau mal als Lehrperson dieses Thema lernwirksam bearbeiten könnte, bräuchte es eine fundierte Sachanalyse und wohl auch ein weiteres Unterrichtsmaterial, denn die Frage ist ja durchaus komplex: Die Politikerinnen und Politiker, die schnell wirksame Klimaschutzgesetze beschließen wollen, brauchen ja politische Mehrheiten, d.h. Wählerinnen und Wähler, die nicht gegen, sondern für eine Gesellschaft sind, in der sich das individuelle Verhalten der Menschen ändert. Und da ist dann sicher hilfreich, wenn die politischen Maßnahmen und Veränderungen keine Angst machen, sondern wenn sie von vielen Menschen schon vorgelebt und „beworben“ werden. Denn eine Autofahrt ist ja fast immer bequemer als das Warten auf den Bus im Freien oder das Fahrradfahren bei schlechtem Wetter.

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Bericht vom Mai 2021

Hier berichten wir vom Start unserer Arbeit an BNE anlässlich des Dienstantritts zum 1. Mai 2021.

Was fragen sich LiV, wenn Sie auf die Sache „Menschheitsaufgabe Klimaschutz“ blicken?

In Austausch mit dem Klimageologen Christoph Schneider hatten die LiV Gelegenheit, einiges für sie an der Sache „Menschheitsaufgabe Klimaschutz“ Fragliche anzusprechen.

„Wäre nicht Kernkraft auch eine Energiequelle, die beim Klimaschutz zu nutzen wäre?“
„Wie gut schützen E-Autos wirklich das Klima?“
„Was wären wichtige politische Maßnahmen, die das Klima schützen und unsere Lebensqualität nicht massiv verringern?“
„Können Postwachstumsstrategien funktionieren?“
„Wieso passierte in den Schulen in der Vergangenheit so wenig? Nachhaltige Entwicklung als Notwendigkeit ist doch schon lange bekannt!“

All diese Fragen verweisen im Sinne von Andreas Gruschka (2009) auf Fragliches an der Sache. Im schulischen Unterricht können diese Fragen helfen, einen Aspekt der hoch komplexen Sache „Klimaschutz“ zu einem Unterrichtsgegenstand zu machen, den Schüler*innen erschließen können. Mit diesen Fragen sind im Sinne des im Studienseminar als Planungsinstrument verwendeten didaktischen TZI-Dreiecks Themen formuliert.

Im Gespräch mit dem Klimageologen konnten erste Antworten auf diese Fragen zumindest skizziert werden.

Nutzen Sie die Fragen als Themen in Ihrem Unterricht. Und reichen Sie Lernprodukte aus Ihren Unterrichtssequenzen als Beitrag für unsere BNE-Wettbewerb ein.

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Bericht vom November 2021

John Hattie schreibt in Visible Learning für Lehrpersonen 2014 zurecht: „“Es gibt Millionen im Internet verfügbare Unterrichtsmaterialien. Noch mehr zu erstellen scheint zu den erfolgreichsten Zeitverschwendungen zu gehören, mit denen sich Lehrpersonen gern beschäftigen. … Während Lehrpersonen keine Schwierigkeiten zu haben scheinen, Unterrichtsmaterial zu erstellen und zu finden, besteht die entscheidende Fähigkeit darin, die Materialien dem nächsten Niveau der Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler anzupassen“ (Hattie 2014, 64f.).

Diesmal haben wir mit Thomas Hohn (Greenpeace) zusammengearbeitet:

In Zusammenarbeit mit Thomas Hohn (Greenpeace) konnten wir mit 45 neuen Referendarinnen und Referendaren Einblick in eine Reihe von sehr wertvollen Bildungsmaterialien nehmen, von dem wir eines zur Vorbereitung auf das Gespräch zum Thema „Habt ihr es in der Hand?“ genutzt haben: Die Seite 16 aus https://www.greenpeace.de/bildungsmaterial/ExtremWetter-Klimakrise.pdf und den Arbeitsauftrag zum Vergleich des aktuellen und eines verbesserten ökologischen Fußabdrucks „4. Politik, Wirtschaft, jeder Einzelne – die Summe kleiner Veränderungen führt zum großen Unterschied. Wer kann an dem jeweiligen CO2-Verbrauch etwas ändern? Suche dir einige Bereiche heraus, die du spannend findest und überlege, wie jeweils die Politik, die Wirtschaft und eine Privatperson für eine CO2-Ersparnis sorgen kann„.

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Und der Fußabdruck heute:

Hier der Link zur Seite von Greenpeace: https://www.greenpeace.de/ueber-uns/umweltbildung/bildungsmaterialien

Wir empfehlen die Unterrichtsmaterialien von Greenpeace sehr, denn Sie erfüllen einige der von Kranz / Schwichow / Breitmoser / Niebert (2022) erarbeiteten Qualitätskriterien für Klimabildungsprogramme („climate literacy programs“): Sie beschränken sich nicht auf die naturwissenschaftlichen Hintergründe, sondern machen die lokalen, nationalen und internationalen politischen Auseinandersetzungen zum Thema, die individuellen Klimaschutzmaßnahmen werden nicht überbewertet und die Quellen der Treibhausgasemissionen werden richtig benannt.

Und eine weitere Idee verdanken wir der Veranstaltung mit Thomas Hohn. Er hat uns auf die zunehmende Zahl der Gründung von „Klimaräten“ hingewiesen, die gegenüber AGs an Schulen die großen Vorteil haben, dass sie mit Ressourcen ausgestattet und mit einem festen Ziel- und Aufgabenrahmen sowie mit einer demokratischen Legitimation arbeiten. Wir planen ab dem 1. Februar die Einrichtung eines Klimarats am Studienseminar. Dazu veröffentlichen wir im Rahmen unseres blogs hier später mehr.

Die am Tag simulierten Klassengespräche zum Thema „Klimaschutz: Habt ihr es in der Hand?“ waren wie schon im Mai eine gute Vorbereitung auf das, worauf es im Unterricht ankommt: Gespräche mit Schüler*innen zum Einstieg in eine neue Thematik zu führen. Die von Urban Fraefel vorgeschlagenen Gesprächsimpulse haben die neuen Kolleginnen und Kollegen als hilfreich erlebt,

Wir empfehlen allen Interessierten zur Lektüre: Kranz, Johanna / Schwichow, Martin / Breitenmoser, Petra / Niebert, Kai (2022): The (Un)political Perspective on Climat Change in Education – A systematik Review, Online-Ressource, URL: https://doi.org/10.3390/su14074194

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