Bericht vom Mai 2022

Der Physiker und Klimaforscher Bodo Ahrens (Universität Frankfurt), Mitautor der IPCC-Berichte, erläuterte uns die physikalischen Grundlagen der Klimaerhitzung und die Mechanismen, die zur Veröffentlichung der IPCC-Berichte führen. Das Wissen über den von Menschen gemachten Klimawandel gibt es schon mehr als 100 Jahren, so begann der Referent seinen Vortrag über die „Geschichte der IPCC Klimaprojektionen“. Und vor 100 Jahren damals noch auf einer wesentlich schlechteren Datengrundlage formulierten Prognosen der Erderhitzung haben sich im Rückblick als erstaunlich valide herausgestellt.

Hier seine Folie zum Beitrag der einzelnen Treibhausgastypen zum Strahlungsantrieb:

Wie geht es nun weiter? Bodo Ahrens verweist darauf, dass es genauerer Daten eigentlich nicht mehr bedarf, sondern großer politischer (!) Anstrengungen.

Was ein wenig Hoffnung macht: Erst seit 2007 hat sich der Konsens durchgesetzt, dass es den menschengemachte Klimawandel gibt. Das sind gerade erst einmal 15 Jahre.

Die simulierten Klassengespräche zum Thema „Klimaschutz: Habt ihr es in der Hand?“ waren wie schon im Mai und November 2021 eine anregende Herausforderung für die Referendarinnen und Referendare, die einige von Urban Fraefel vorgeschlagene Redewendungen für das Moderieren von Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern ausprobiert haben.

In dem von mir beobachteten und begleiteten simulierten Klassengespräch kam es u.a. zu den folgenden Äußerungen, die sicher auch in einer 8.Klasse getätigt worden wären:

L*: So, ihr habt jetzt alle den Kurzfilm „Ihr habt es in der Hand!“ gesehen, das ist ja der Titel des Films und vielleicht will er uns genau das mit auf den Weg geben. Ich möchte mit euch heute zunächst einmal diskutieren, ob ihr es denn in der Hand habt.
S*1: Also ich finde, wie haben es nicht in der Hand. Ob ich jetzt persönlich was für den Klimaschutz mache oder nicht, das macht doch gar keinen Unterschied!
L*: OK, wer sieht das anders?
S*2: Ja, aber wenn alle so argumentieren würden, dann machen alle so weiter wie bisher und dann wird sich auch nichts ändern.
S*1: Das ändert doch gar nichts am Klimawandel, ob ich jetzt mit dem Rad zur Schule fahre oder mich mit dem Auto bringen lasse. Die paar Gramm CO2 machen keinen Unterschied.
L*: Wir haben jetzt also zwei Positionen, die sich gegenüberstehen: Die eine Position sagt, dass individuelles Engagement notwendig ist, und die andere Position sagt, dass es keine messbare Auswirkung auf den Klimawandel hat, wenn eine Person etwas ändert. Das habe ich richtig zusammengefasst, oder?
S*1: Ja.
S*2: Ja, das sind die beiden Positionen.
L*: Wenn wir jetzt weiterkommen wollen, dann könnten wir mal konkreter werden. Was genau sind denn Eure Erfahrungen, wenn ihr versucht, persönlich etwas zu ändern?
S*3: Bei mir ist es so, dass ich zu meinem Sportverein ohne Auto gar nicht hinkomme. Da fährt kein Bus hin und meine Mutter muss mich fahren. Daran kann ich nichts ändern.
S*4: Das sehe ich auch so, man braucht halt politische Entscheidungen.
L*: Ich fasse mal zusammen, wo wir jetzt stehen: Die einen sagen, es braucht individuelle Verhaltensveränderungen und die anderen sagen, dass die nichts bringen und dass wir politische Maßnahmen brauchen, richtig?
S*4: Ja, das sind die Positionen.
L*: OK, dann schauen wir uns jetzt zunächst einmal genauer an, welche individuellen oder politischen Maßnahmen der Kurzfilm vorschlägt, ok? Und dann besprechen wir, was es braucht, damit diese politischen Maßnahmen auch getroffen werden, denn die fallen ja auch nicht vom Himmel.
(…)

So ähnlich verlief ein Gespräch und die Moderation durch die Lehrperson zeigte sehr gut, dass sie sich sinnvollerweise darauf beschränkt hat, zuzuhören, Gegenpositionen einzufordern, zusammenzufassen und einen Ausblick auf die Weiterarbeit zu geben. Auf die Filmanalyse würde ein Klassengespräch folgen, in dem die Thematik „Was braucht es, damit die für den Klimaschutz richtigen und wichtigen politischen Maßnahmen getroffen werden?“ besprochen würde.

Um zu klären, wie genau mal als Lehrperson dieses Thema lernwirksam bearbeiten könnte, bräuchte es eine fundierte Sachanalyse und wohl auch ein weiteres Unterrichtsmaterial, denn die Frage ist ja durchaus komplex: Die Politikerinnen und Politiker, die schnell wirksame Klimaschutzgesetze beschließen wollen, brauchen ja politische Mehrheiten, d.h. Wählerinnen und Wähler, die nicht gegen, sondern für eine Gesellschaft sind, in der sich das individuelle Verhalten der Menschen ändert. Und da ist dann sicher hilfreich, wenn die politischen Maßnahmen und Veränderungen keine Angst machen, sondern wenn sie von vielen Menschen schon vorgelebt und „beworben“ werden. Denn eine Autofahrt ist ja fast immer bequemer als das Warten auf den Bus im Freien oder das Fahrradfahren bei schlechtem Wetter.

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