Resilienz gegen Klimaangst stärken und Verzögerungsdiskurse erkennen

Zwei Schwerpunkte für die schulische Bildungsarbeit zur Thematik „Menschheitsaufgabe Klimaschutz“ ergeben sich aus dem erkenntnisreichen Vortrag, den Dr. Clara Kühner am 2. Tag der Dienstantrittsveranstaltung gehalten hat:

Dr. Kühner empfiehlt, mit Schülerinnen und Schülern

Klima-Emotionen zu besprechen , um die Resilienz gegen Klimaangst zu stärken

und

Verzögerungsdiskurse kritisch zu analysieren, um zu lernen, ihnen wissenschaftsfundiert widersprechen zu können.

Eine große Mehrheit ist angesichts der Klimaerhitzung sehr besorgt. Zwar unterscheiden sich die Zahlen je nach Land, aber trotz alles Unterschiedlichkeit zeigt die Psychologin Clara Kühner von der Universität Leipzig, dass die Sorge weltweit groß ist.

Auch in den deutschen Klassenzimmern machen sich Kinder und Jugendliche Sorgen über ihre Zukunft und zweifeln daran, ob Erwachsene sich ernsthaft bemühen, die Klimaerhitzung so wie im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 vereinbart auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen.

Die Sorge löst Emotionen aus: Neben der Angst sind dies Trauer und Wut angesichts des beginnenden Artensterbens sowie Schuld und Scham angesichts der eigenen Verstrickung in die fossile Konsum- und Lebenswelt. „Angst kann uns lähmen, aber auch zum Handeln auffordern. Sie muss jedoch gesteuert werden können, denn wenn wir Ängste nicht kontrollieren, erstarren wir“. Grundsätzlich sind unsere Klimagefühle aber „Superkräfte“:

Für Dr. Kühner sind diese Emotionen also eine Ressource, die in der Klimadidaktik genutzt werden kann, denn die Menschheit hat im Laufe der Evolution durch Emotionen gelernt, Gefahren zu erkennen und Probleme zu lösen. Sie sind deshalb ernst zu nehmen und können durchaus in sicheren Gesprächsräumen z.B. mit Lehrkräften, denen Schülerinnen und Schüler vertrauen, besprochen werden. Ziel von Klimagesprächen über Klimaemotionen kann es sein, „Gefühle konkret zu benennen“, denn das ist besser und wirksamer als wenn „die Emotionen diffus bleiben“.

Über Gefühle sprechen ist wichtig, Lehrkräfte sollten über berechtigte Klimaemotionen informieren, zuhören, das konkrete Benennen unterstützen und Handlungswissen an die Hand geben.

Letztlich gehe es im Umgang mit Klimaemotionen, die zunehmend wissenschaftlich erforscht werden, darum, die Resilienz der Jugendlichen zu stärken: „Die jungen Menschen müssen Bescheid wissen“, Bescheid darüber, wie es um das Klima steht und darüber, dass Angst, Wut und Scham berechtigte Emotionen sind.

Gefühle können also klimaschützendes Verhalten fördern. Aber warum handeln viele Menschen nicht?

Die bekannte IPCC-Grafik über die möglichen Erhitzungspfade verdeutlicht, wie groß die Kluft zwischen Wissen und Handeln noch ist: Der rote Pfeil zeigt den Abstand klar und deutlich.

Kühner deutet die Kluft psychologisch: Grund dafür, dass das Handeln nicht dem Wissen folgt, ist die große Distanz der Menschen zur Klimakrise!

Klar sei, dass sowohl individual sphere actions als auch public sphere actions notwendig seien. Leider aber schieben sich „Individuen und die Politik die Verantwortung hin und her“.

Kühner empfiehlt die Arbeit mit dem Konzept des Handabdrucks um die Distanz zur Klimakrise zu verringern und um die Selbstwirksamkeitsüberzeugung und damit die Motivation der Kinder zu stärken.

Mit Engagement zur Vergrößerung des eigenen Co2-Handabdrucks kann es uns gelingen, die Strategien der Dissonanz-Reduzierung außer Kraft zu setzen, die auf uns alle wirken, denn es ist für uns nur schwer auszuhalten, wenn wir wissen, dass wir uns mit unserem Verhalten in der fossilen Industriegesellschaft tagtäglich mit allen Alltagshandlungen selbst bedrohen. Um das unangenehme Gefühl angesichts dieses dissonanten Tatbestandes zu reduzieren können wir entweder unser Verhalten oder unser Denken über die Klimaerhitzung verändern:

Verzögerungsdiskurse sind eine besondere Form der Dissonanzreduzierung durch die Änderung der „Kognitionen zum Thema Klima“:

In der Schule könne durchaus in Klimagesprächen über diese Strategie der Dissonanz-Reduzierung gesprochen werden. Denn es steht ja im Alltag stets die Frage im Raum, welche Gedanken es uns ermöglichen, trotz unseres Wissens nicht co2-neutral zu leben. Wir alle tragen Verzögerungsdiskurs mit uns herum, die dann in der politischen Öffentlichkeit verstärkt werden.

Die Folien können Sie her downloaden:

Cool sind eine ganze Reihe von Entwicklungen, zeigt sich im abschließenden Gespräch mit Dr.Kühner: Städte wie Paris und Kopenhagen sind Beispiele für lebenswerte gewordene, moderne und „coole“ Städte. Und auch das E-Auto und andere Formen der E-Mobilität sind eigentlich „coole“ Dinge, für die wir junge Menschen begeistern sollten und auch begeistern können, denn sie haben eine ganze Reihe an unübersehbaren Vorteilen: sie riechen nicht schlecht, müssen nicht an Tankstellen betankt werden, die Energie kann man selbst erzeugen und schneller beschleunigen E-Autos und E-Bikes auch noch als die herkömmlichen Fahrzeuge und Fahrräder!

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