Der 5. Klimadidaktik-Workshop stand unter dem Motto „Mit Lernspielen Handlungskompetenz für Klimaschutz“ vermitteln, denn das Spiel ist Handeln in einer Quasi-Realität, in der man sich erproben kann und in der Fehler nicht bestraft wird, und Scheitern nicht entmutigt (Prof. Manuel Ninaus).
Über 40 Teilnehmende trafen sich für einen Nachmittag im Studienseminar, um der Klimakrise spielerisch „Herr zu werden“:

Gleich beim ersten Spiel, dem Klima-Bingo, das den Workshop einleitete, standen Handlungsmöglichkeiten „spielerisch“ zur Auswahl.
„Ich habe schon einmal an einer Klimademonstration teilgenommen.“
„Ich weiß, wo ich regional angebaute Produkte kaufen kann.“
(…)
Wer zuerst vier Felder (eine Reihe, eine Spalte, eine Diagonale) mit Handlungen gegen die Klimakrise füllen konnte, weil er / sie vier Teilnehmende fand, die die Frage „hast Du schon …?“ mit „Ja“ beantworten konnte, durfte laut „BINGO“ rufen und sich vergnügt zu den Siegerinnen und Siegern zählen.
Wer spielt hat das Vergnügen, „Herr der Lage“ zu sein. Die Realität gönnt uns das Vergnügen sonst selten (Sigmund Freud)
Die Vortragsfolien der (krankheitsbedingt abwesenden) Mitorganisatorin Dr. Johanna Kranz wurden in diesem Durchgang in der 3.Person vorgetragen.

Auch Johanna Kranz verwies in ihren Folien auf Handlungsoptionen, die Lehrkräften und Lernenden ermöglichen auf die Notwendigkeit, Strukturveränderungen in den Blick zu nehmen. Von den zur Zeit ca. 8,2 t Treibhausgasemissionen können wir durch individual sphere actions nur ca. 2 t senken.

Die restlichen 6 t an Reduktion müssen wir durch politisch gesteuerte Maßnahmen, durch sogenannte public sphere actions, den die großen Treibhausgas-Emittenten sind nicht die transformationsbereiten Individuen, sondern der Energie- und Industriesektor:

Johanna Kranz‘ Folien verwiesen auf offene Baustellen der deutschen Klimapolitik, die man in der Schule mit Schülerinnen und Schülern besprechen sollte, so z.B. den Streit um die weitere Ausgestaltung der Energiewende, denn der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist durch den Regierungswechsel in Berlin ins Stocken geraten:

Ein gutes Format, um klimapolitische Streitfragen und Argumenationen im Unterricht zu behandeln, sind Streitgespräche. In die Folien von Dr.J.Kranz hatte der Vortragende deshalb eine Lesempfehlung eingebaut:
Pro & Contra: Brauchen wir neue Gaskraftwerke in Deutschland? – Stiftung Energie und Klimaschutz
Streitgespräche kann man sehr gut auch im Deutschunterricht nutzen, um zu untersuchen, wie in der Öffentlichkeit argumentiert wird und was ein überzeugendes Argument ausmacht. Dabei geht es immer auch um den Inhalt des Arguments, um die Plausibilität der Belege, die herangezogen werden, um Thesen und Begründungen abzusichern. An Streitgesprächen über Klima kann man gerade auch im Deutschunterricht eine Menge lernen!
Deutschland ist weit zurückgefallen, was Klimaschutz anbelangt. Andere Länder sind da viel weiter als wir, so die These von Johanna Kranz, die sie mit aktuellen Belegen gut und plausibel begründen konnte.

Die Teilnehmenden tauschten sich darüber aus, was Gründe für den momentanen Bedeutungsverlust von Klimapolitik sein könnten. „Krisen überlagern sich“, war eine der Thesen die geäußert wurden. Und: „Wenn sich einige Krisen in Zukunft lösen, dann könnte auch die Klimapolitik wieder neues Tempo gewinnen“ eine weitere.
Johanna Kranz verwies abschließend mit ihrer letzten Folie auf drei Handabdruck-Projekte, die Klimapolitik mit Kindern einfach umsetzbar machen.
Die Broschüre „Unsere Schule für das Klima“ von Greenpeace enthält z.B. eine gut handhabbare Anleitung für die Analyse der eigenen Schule in Hinblick auf mögliche Klimaschutzmaßnahmen:

Auf Seite 22 findet sich eine Checkliste für Schulrundgänge:

Hier der Link zum Material: https://www.greenpeace.de/publikationen/sfe_handreichung_klimaschutzmassnahmen_210416.pdf
Wer mit seinen Schülerinnen und Schülern Anträge an Entscheidungsträgerinnen und -träger stellen will, die das Fahrradfahren fördern können, findet in der Broschüre „Auf dem Weg zur klimaneutralen Schule“ vom OEKOM-Verlag (kostenloser Download) sehr gutes, datenbasiertes Material (Auf dem Weg zur klimaneutralen Schule | oekom verlag):

Und wer die Gründung von Jugend-Klimaräten unterstützen oder diskutieren will, kann ebenfalls auf sehr gutes Material zurückgreifen:
https://www.c40.org/de/creating-youth-climate-councils-a-step-by-step-guide-for-young-people/
Wir müssen nichts Neues erfinden. Die guten Materialien und gute Projektideen gibt es bereits. Es kommt darauf an, sie zu erproben! Wir haben es in der Hand.
Nach dem Keynote-Vortrag ließen sich die Teilnehmenden zunächst von Hugh mit gerettetem Obst und frisch gebackenen Pancakes verpflegen. Danke, lieber Hugh.

In den beiden anschließenden Spielrunden wurde erprobt, was durch ernste Spiele, d.h. durch Lernspiele möglich sein kann.

Zu den unterschiedlichen Angeboten (auf www.t1p.de/klimaspiele können die Spielregeln vieler Spiele nachgelesen werden) gab es interessantes Feedback:
Stadt-Land-Fluss kann man auch gut zu Kategorien aus dem Handlungsfeld Klimaschutz spielen, z.B. „Klimaschutzmaßnahme“, „Klimawandelfolgen“, „Vorteile von Klimaschutz“ usw. Wenn man die einzelnen Begriffe, die notiert wurden, vergleicht, kommt es im spielerischen Wettstreit immer zu anregenden und klugen Gesprächen über Klimaschutz!
Klimakompass und Klimawaage sind Spiele rund um die Frage, welches Produkt unsere noch fossil geprägten Gesellschaft welche Menge an Treibhausgasemissionen erzeugt. Viele Daten überraschen. Und man lernt spielerisch, dass man eigentlich immer noch kaum etwas darüber auswendig weiß, was der fossile Alltag an Klimafolgen nach sich zieht.
Klimamysteries sind Ratespiele, die den Zusammenhang von Klimaerhitzungsfolgen und Strukturen der industrialisierten Welt offenlegen. Hier ergeben sich im Rahmen interessanten „Ratespiels“ vielfältige Möglichkeiten, im Fachunterricht offene Fragen zu vertiefen.
Das Klimamemory von Germanwatch e.V bringt Handabdruck- und Fußabdruckprojekte zusammen. In der Auswertung zeigt sich, dass die Projektideen anregend sind und man mit den Schülerinnen und Schülern am Ende einen bunten Strauß an Handlungsmöglichkeiten vor sich hat, aus dem man gezielt auswählen kann. Ein Set kann man gut zu viert oder zu sechst spielen.

Wer es mal spielen will, kann es sich in der Klimabibliothek des Studienseminars ausleihen oder selbst ausdrucken:
https://www.germanwatch.org/de/93229
Es zeigte sich, dass alle Klimaspiele geeignet sind, um im Schutzraum des Spiels Handlungserfahrungen rund um die Thematik Klimaschutz und Klimaanpassung zu machen.
Wichtig ist bei allen Spielen, sie zu reflektieren und zu fragen, welche Handlungsoptionen erprobt wurden oder welche deutlich geworden sind. Denn Handlungsoptionen zu kennen, ist wichtig, um Zuversicht und Perspektiven zu vermitteln. Dabei sollten Lehrkräfte nicht nur den individuellen Konsum thematisieren.
Oder um Dr. Johanna Kranz zu sprechen:
Politik darf nicht der blinde Fleck der Klimabildung bleiben!













































































































































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