
Der 5. Klimadidaktik Workshop an unserem Studienseminar stand wieder unter dem Motto, das auch den Bürgerrat Klima unter Schirmherrschaft des verstorbenen Bundespräsidenten Horst Köhler geleitet hatte: „Deutschland, lass uns reden. Über das Klima.“

Besonderer Gast war Hugh von food that’s left, der uns wie immer lecker mit geretteten Lebensmitteln bewirtet hat:

Auch diesmal stand die Erkenntnis im Raum, dass es nicht ausreicht, die besten Argumente zu haben und gegen die Erderhitzung und gegen die Verzögerung von Klimaschutz zu sein.
Wir müssen aufhören, nur dagegen zu sein, wir müssen positive Geschichten erzählen und das in einfachen Worten: Stop to be against. Tell a positive story! Do it with the fewest words possible! (Julius van der Laar, Campac-Demokratie-Konferenz, Nov.2024).

Dr. Johanna Kranz vom Kompetenzzentrum für Klimafolgenforschung begann den Workshop mit dem Hinweis:
„Es besteht ein Kreislauf zwischen dem, was Medien setzen, und dem was die Parteien aufgreifen!“

Zu erkennen sei das daran, dass Klimaschutz immer dann von Parteien aufgegriffen wurde, wenn es von den Medien als wichtiges Thema gesetzt wurde: Nach den teachers for future Protesten der Jahre 2019-2021 und nach Naturkatastrophen wie dem Extremregen im Ahrtaal 2021 war genau das der Fall. Und es zeigte sich z.B. daran, dass der letzte Bundeskanzler Olaf Scholz 2021 noch als „Klimakanzler“ in den Wahlkampf gegangen war. Von dieser Dynamik war im letzten Wahlkampf nichts mehr zu spüren. Und doch ist es wichtiger denn ja, diese Dynamik zurückzugewinnen.
Was bedeutet das für uns, wenn wir Klimabildung betreiben? Johann Kranz zieht vier Schlussfolgerungen:
Erstens: Wenn Klimaschutz für einige Zeit nicht mehr so deutlich in den Medien sichtbar wird, dann sollte Klimaschutz bei uns im Unterricht sichtbar werden.
Zweitens: Wir müssen über Medienbildung thematisieren, warum andere Konflikte von Medienkonzernen stärker geframed werden.
Drittens: Es gibt Fehlvorstellungen, die sich etabliert haben, die wir erstmal ausbügeln müssen.
Viertens: Man kann auch mit progressiven, demokratischen Inhalten auf Tiktok Themen setzen. TikTok ist „the place to be“, wenn man Aufmerksamkeit generieren will.
„TikTok ist ‚the place to be.'“
Hier treffen Jugendliche zwar auf viel fake news. Vieles davon erkennen sie aber als solche. Und auf TikTok können Algorhythmen gezielt auch für progressive Inhalte beeinflusst werden.

Nach den einleitenden Anmerkungen zur aktuellen Lage startete der Workshop mit der Vorstellung der Broschüre „Impulse für Klimagespräche“, die der Klimarat entwickelt, erprobt und reflektiert.

Der Klimarat – herzlichen Dank an Herrn N. für die gute Einführung in die Broschüre und die Moderation – stellte allen die Broschüre vor und moderierte das Gespräch über die Erfahrungen mit dem Gesprächsimpuls „Erfolge“ (www.t1p.de/kgi-2025):

Die Klimagesprächsimpulse schlagen eine sich bewährende und kommunikationswissenschaftlich fundierte Methodik der Gesprächsführung vor:

In der Auswertung des 15-Minuten Gespräches wurde von den Teilnehmenden u.a. das Folgende angemerkt:
E-Auto-Ladestationen und Ausbau von Photovoltaik auf jedem Schulgelände, das wäre ein Erfolg, für den sich Schülerinnen und Schüler engagieren könnten. Und hierzu müssten sie Schulleitungen und z.B. den Landrätinnen und Landräte als verantwortliche Akteure einladen.
Einige haben die Basisfakten durchaus auch kritisch betrachtet, was in Klimagesprächen über Basisfakten immer passieren kann. „E-Autos sind ja vielleicht keine wirkliche Lösung.“ Aus solchen kritischen Nachfragen ergeben sich leicht Anschlussfragen für ein weiteres, weiterführendes Klimagespräch, z.B. über die Frage: „Ab wann genau ist ein E-Auto eigentlich weniger klimaschädlich als ein fossiler Verbrenner?“ (Hinweis: In der Broschüre gibt es hierzu ebenfalls Basisfaken)
- Klimagespräche verlaufen stets unterschiedlich. Einige haben über Ernährung gesprochen, d.h. darüber was Eltern tun können, und die offene Frage am Ende war „wie sehr umweltschädlich sind extrem reiche Menschen“.
- Andere sprachen über ihre Klimadidaktikerfahrungen „In meiner Umwelt-AG ist das Klientel ist am oberen Ende der sozialen Skala, sehr privilegiert. Kinder fühlen sich oft gebranntmarkt, wenn man ihren Fußabdruck misst.“ Hier stand die Frage im Raum, wie man auch mit sozial privilegierten Kindern ohne Vorwürfe darüber ins Gespräch kommt, wie die sozial-ökologische Transformation erreicht werden kann.
Die nächste Übung moderierte wieder Johanna Kranz.


Klimamythen, so J.Kranz, sollten wir nicht hinterherlaufen. Aufklären und Sensibilisieren ist immer wirksamer als Widerlegen. Die Forschung unterscheidet deshalb das vor Klimamythen und Verschwörungstheorien schützende und wirksamere Prebunking vom mühsamen Debunking.
In arbeitsteiliger Gruppenarbeit entstand eine Übersicht über leicht zu widerlegende Klimamythen (nachzulesen unter https://t1p.de/KlimamythenTaskCard).
„Wir müssen uns nur trauen, den Jugendlichen zu zeigen, wie leicht Klimamythen zu widerlegen sind. Alle sind schon mehrfach widerlegt worden.“

„Man muss nicht alles wissen. Trauen Sie sich. Es gibt unterschiedliche Unterstützungsmöglichkeiten. Beginnen Sie so früh wie möglich, dann ist die Wirkung besonders groß.“
Der nächste Teil des Workshops widmete sich der Thematik

„Wissenschaftliche Medienkompetenz“ ist eine ganz zentrale Kompetenz, weil Wissenschaft vom Populismus und vom autoritären Nationalradikalismus (Wilhelm Heitmeyer, Autoritäre Versuchungen, 2019) infrage gestellt wird. Teil des Kulturkampfes von rechtsaußen gegen die Erfolge der sozial-ökologischen Transformation unserer Gesellschaft ist die Negierung wissenschaftlicher Evidenzen.
„Ich erlebe in meiner Arbeit in einer klimawissenschaftlichen Institution, dass es immer schwieriger wird, dass wissenschaftlichen aussagen nicht geglaubt wird.“
Johanna Kranz schlägt vor, die „wissenschaftliche Medienkompetenz“ als eine zentrale Säule der Medienkompetenzvermittlung zu betrachten. Sie hat hierfür Lernaufgaben vorgestellt, die in einer Arbeitsphase erprobt und danach im Plenum diskutiert wurden:




Für Johanna Kranz sind Lehrkräfte „Begleiterinnen und Begleiter im Meinungsbildungsprozess“.
Sie begleiten Jugendliche dabei, sich eine fundierte Meinung zu bilden, im Spannungsfeld von Fakten, Emotionen und Meinungsvielfalt.
Zum Abschluss des Workshops blickten die Teilnehmenden mit Michael Sach auf die Thematik des 5. Klimadidaktikworkshops, der am 19.11.2025 stattfinden wird. Dann wird es um die Frage gehen, wie man Spiele und Gamification nutzen kann, um Jugendliche für das Engagement zur Lösung der Klimarkrise zu begeistern.

Gespielt haben wir „Stand-Land-Fluß“ in einer Klimavariante:

Johanna Kranz und der Klimarat haben den abschließenden Applaus mehr als verdient.
Wer die Folien noch einmal in Ruhe nachlesen will, kann sie hier herunterladen:
Und wer sich schon vor dem 19.11.2025 für Klimaspiele interessiert, wird hier fündig: http://www.t1p.de/klimaspiele
Johanna Kranz durfte wie schon am 2. Mai Stefan Rostock von German Watch e.V. als Dankeschön ein ausgedrucktes Exemplar der „Impulse für Klimagespräche“ mit nach Hause nehmen:

Wir hoffen, liebe Johanna, dass Du dort nach der langen Fahrt auch gut angekommen bist.